Titel: Annie Cresta - die 70. Hungerspiele
Rating: FSK 12
Zusammenfassung: Annie Cresta (Figur von Suzanne Collins), ein Mädchen aus Distrikt 4 wird bei den 70. Hungerspielen ausgelost und in die Arena geschickt. Diese FanFiction erzählt ihren Leidensweg in der Arena und ihren Kampf ums
Überleben.
Disclaimer: Grundidee(n) und einzelne Figuren von Suzanne Collins … FF zu „Die Tribute von Panem“
Anmerkung des Autors: Wer die Bücher von Suzanne Collins gelesen hat weiß,dass es blutig und tödlich zugeht und daher nichts für
zartbesaitete ist. Daher bitte nicht lesen, wenn ihr kein Blut oder
Mord abkönnt. ... Fehler dürfen gern ignoriert werden. Die Geschichte hab ich vor mehreren Jahren geschrieben und es haben sich die ein oder anderen Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen
Und nun viel Spaß beim Lesen
Lasst mir gern einen Kommi da und möge er noch so klein sein, einfach damit ich weiß, ob ich mehr posten soll oder nicht. Danke
Kapitel 1 – Tag der Ernte
Ich hatte die ganze Nacht nicht schlafen können und war daher schon früh aufgestanden und hinüber zum Strand gegangen.
Das Rauschen der Wellen beruhigte mich immer ein wenig und manchmal fand ich dort auch hübsche Muscheln, aus denen meine beste Freundin Suzi Core und ich uns gerne Schmuck bastelten.
Suzi hatte es eigentlich nicht nötig sich mit irgendetwas zu schmücken, denn mit ihren langen Haaren und ihrem trainierten Körper war sie ohnehin ein Augenschmaus für alle Jungs unseres Alters.
Einmal wurde sie sogar von Frances Miller angesprochen, welcher zwei Klassen über uns war.
Richtig rot war sie damals geworden und kichernd waren wir den ganzen Weg bis nach Hause gelaufen, wo wir uns dann einfach nur lachend in den Sand hatten fallen lassen und danach nur noch von seinen schönen Augen und seinen Muskeln geredet hatten und seinen Fähigkeiten beim Fischen.
Das Fischen lag eigentlich allen Jungs in unserem Distrikt.
Distrikt 4 lag am Meer und wir waren daher für die Versorgung des Kapitols durch Fische und Meeresfrüchte verantwortlich.
Mein Vater arbeitete daher auch als Fischer und und meine Mutter in einer Fabrik, wo Fische nach Größe, Art und allem Möglichen sortiert wurden.
Bloß beim Abendessen bekam ich beide zugleich zu Gesicht.
Dann aber war es zumeist sehr gemütlich, denn wir hatten einen kleinen Kamin in dem das Feuer herrlich knackte, wenn der Wind hinein kam und mit den Flammen spielte.
Vater erzählte dann gerne Geschichten von den Erlebnissen auf dem Meer und Mutter flocht dabei meine langen dunklen Haare zu lauter kleinen Zöpfen, die dann lustig um meinen Kopf herum baumelten und mir morgens wunderschöne Wellen bescherten, wenn ich sie nach dem Aufwachen löste und durchkämmte.
Gedankenverloren sah ich hinaus aufs Meer und versuchte zu verdrängen, was mich die Nacht über wach gehalten hatte.
Die Hungerspiele standen wieder einmal an!
Sie waren ein makaberer Schachzug vom Kapitol, welches über allen Distrikten stand und daher auch den meisten Wohlstand genoss.
Jedes Jahr wurden ein Junge und ein Mädchen aus jedem der 12 noch existierenden Distrikte ausgelost, um bei diesen Hungerspielen mitzuwirken, welche ein einziger Arenakampf bis zum Tode waren.
Jene Distrikte, welche in besserer Verbindung mit dem Kapitol standen oder wohlhabender waren wie die Distrikte 1, 2 und 4 stellten meist die besten Teilnehmer und daher häufig die Gewinner, aber doch wurde mir jedes Jahr ganz anders, wenn ich daran dachte.
Viele aus meinem Freundeskreis freuten sich da richtig drauf, meldeten sich freiwillig, wenn sie sich bereit fühlten und starben dann doch nur.
Aus unserem Distrikt hatte vor fünf Jahren zuletzt jemand gewonnen.
Finnick Odair war sein Name gewesen.
Ihn hatten alle geliebt und unterstützt, so dass er sogar einen Dreizack in die Arena geschickt bekommen hatte, eine Waffe mit der Jungen in meinem Distrikt durchaus umzugehen wussten.
Mir aber lag das Ganze nicht so.
Ich war eine gute Schwimmerin und ich wusste mich auch durchaus zu verteidigen, aber irgendwie war diese Kämpfermoral an mir vorbei gegangen, welche so viele bei uns vertraten.
Womöglich war sie einfach verloren gegangen, als eines von den Kindern aus der näheren Nachbarschaft gezogen worden und umgekommen war.
Es war einfach etwas Anderes, wenn man auf den großen Bildschirm schaute und die Person die dort starb von klein auf kannte.
Außerdem sah ich es auch nicht als wirklich notwendig an in das Dorf der Sieger zu ziehen, welches extra für die Gewinner errichtet worden war.
Ich konnte mir einfach nicht vorstellen was mein Vater tun würde, wenn er nicht mehr Fischen musste und die Nähe zu meinem geliebten Strand verlören wir dadurch auch.
Bloß Mutter wäre wohl glücklich, wenn sie es nicht mehr nötig hätte in der Fischfabrik zu arbeiten.
Ihr tat am Ende des Tages immer so der Rücken weh.
Na ja … einen Anreiz gab es im Dorf der Sieger ja schon.
Dieser Finnick, welcher fünf Jahre zuvor gewonnen hatte sah schon nicht schlecht aus.
Aber bei dem hatte sowieso keiner eine Chance und zumeist war er eh im Kapitol, wo er wer weiß was trieb.
„Hey Sonnenschein, … bereit für die große Auslosung nachher?“, riss mich Suzi aus meinen Gedanken, welche in Wickelrock, Sandalen und T-Shirt den Strand herunter kam.
„Sicher doch.“, gab ich lächelnd zurück, auch wenn es nicht ganz stimmte.
Die Angst war stets präsent, auch wenn die Chance in die Arena zu müssen nur gering war und es ja auch eine große Ehre bedeutete.
Meine Freundin hockte sich hinter mich, strich mir meine Haare nach hinten und schloss mich einfach nur in die Arme.
„Dieses Jahr schaffe ich es womöglich mich mal schneller zu melden als die Anderen.“, erzählte sie und so wie sie darauf versessen war in die Arena zu gehen war ich mir recht sicher, dass sie es schaffte ihren Arm rechtzeitig hoch zu bekommen.
Eine Weile saßen wir einfach noch da, schauten hinaus aufs Meer und redeten über die vergangenen Spiele und darüber wer es wohl dieses Jahr würde, als das Signal ertönte.
Es war das erste und somit galt es sich fertig zum machen.
Eilig umarmten wir uns noch einmal und liefen dann jeweils nach Hause.
Meine Mutter kämmte mir die Haare noch einmal richtig durch und versicherte mir wie stolz sie und Vater wären, wenn ich es dieses Jahr würde.
Ich nickte bloß schweigend, ordnete mein Kleid, welches ich bereits im Vorjahr zur Ernte der Tribute getragen hatte und dann ging es beim zweiten Signal zum Platz am Justizgebäude.
Wir Kinder wurden in die Listen aufgenommen, damit sicher war, dass auch keiner fehlte und kurz nach einem weiteren Signal öffnete sich die Tür des Gebäudes und die üblichen Plätze wurden besetzt.
Auf einem Stuhl saß unser Bürgermeister, auf einem weiteren eine alte Frau, welche vor zig Jahren mal gewonnen hatte und nun Mentorin war und dann war da noch Finnick, welcher neben ihr saß und sich wohl nicht ganz entscheiden konnte, welche Stimmung er ausstrahlen wollte.
Er entschied sich letzten Endes für ein Lächeln, welches wohl ermunternd sein sollte und die Jungs dazu brachte ihre Häupter stolz zu erheben und ein paar Mädels zu kichern.
Genervt rollte ich mit den Augen.
Ich wollte das Ganze nur möglichst schnell hinter mir haben, denn dann gab es ein Festessen und das war doch sowieso das Beste am Ganzen.
Erst vergangene Woche hatte ich Mutter dafür extra geholfen neue Zierdeckchen aus Seetang zu flechten.
Das Knistern des Mikrophons riss mich wieder aus meinen Gedanken und eine aufgetakelte Frau aus dem Kapitol trat hervor.
Sie war neu für unseren Distrikt, sah aber genauso abstrakt geschminkt aus wie ihre Vorgängerin.
Würde man so in der Arena herum laufen war man eine Zielscheibe und bei uns in der Klasse wurde immer wieder gern darüber gelacht was für einen eigenwilligen Geschmack die im Kapitol zu haben schienen.
Aber natürlich nur, wenn es keiner der Lehrer oder gar Friedenswächter mitbekam, denn man wollte sich ja keinen Ärger einhandeln.
Nun aber begrüßte diese aufgetakelte Frau uns erst einmal (sie stellte sich uns als Holly Heart vor) und dann wurde der alljährliche Film gezeigt, welcher uns daran erinnern sollte, weswegen es die Hungerspiele überhaupt gab.
Den Text kannte ich mittlerweile auswendig, denn solange ich lebte hatte es die Hungerspiele schon immer gegeben.
Wir hatten die 70. Spiele und befanden uns somit im 70. Jahr und mein Name befand sich nun das 5. Jahr in der Glaskugel der Mädchennamen.
In dem Film aus dem Kapitol erfuhren wir jedes Jahr aufs Neue, dass es einst einen Krieg zwischen den aufständischen Distrikten und dem Kapitol gegeben hatte und das dadurch Distrikt 13 vernichtet worden ist.
Um die Wiederholung eines solchen Krieges zu verhindern sollten wir jedes Jahr daran erinnert werden wohin ein Aufstand führte und ein jeder Distrikt hatte dementsprechend nun mal einen Jungen und ein Mädchen in die Arena zu schicken, aus welcher nur ein Tribut lebend hervor gehen konnte.
Nach diesem Propagandafilm begann die Auslosung und wie in jedem Jahr wurden die Mädchen zuerst gezogen.
Aus den Augenwinkeln sah ich wie Suzi sich bereit machte den Arm in die Luft zu heben.
Auch bei Anderen sah es nichts anders aus.
Würde eine der Jüngeren ausgelost würden die Arme nur so in die Höhe schießen.
Ich nahm mir fest vor ihnen allen die Daumen zu drücken, erstarrte dann aber vor Schreck, als es ausgerechnet mein Name war, welcher über den Platz hallte:
„Annie Cresta!“
Mein Herz hämmerte wie wild.
Angst, Panik, aber auch Freude und Stolz machten sich in mir breit und so atmete ich tief durch, strich mir eine Haarsträhne nach hinten und schritt nach vorne zur Bühne.
Ein Blick von dort oben sagte mir direkt, dass Suzi und auch andere Mädchen aus unserer Altersstufe nicht recht wussten, ob sie sich melden sollten oder nicht.
Letzten Endes blieben bei der Frage nach Freiwilligen alle Arme unten und in Gedanken bat ich darum, dass Suzi im Folgejahr ihre Chance bekam, wo sie sich doch darauf gefreut hatte.
Dann wurden die Jungen ausgelost und da erst ein kleiner Hänfling von 11 oder 12 Jahren genannt wurde, gab es recht schnell einen Freiwilligen.
Es war Frances Miller, welcher mit seinen 17 Jahren wohl eine seiner letzten Chancen nutzen wollte.
Auch er wurde nun hinauf gebeten und nach ein paar weiteren Worten von Holly Heart wurden uns von unseren Mentoren und dem Bürgermeister die Hand geschüttelt, bevor wir ins Gebäude hinein geführt wurden.
Jeder in einen Raum, denn nun galt es sich zu verabschieden.
Der Lärm von draußen wurde ausgeschlossen, kaum dass sich die Türen geschlossen hatten und ich stand alleine da mit meiner Verwirrung und dem Chaos an Gefühlen.
24 Tribute würden in die Arena gehen und nur einer würde raus kommen.
Die Distrikte 1, 2 und 4 hatten zwar meist die besten Chancen, aber würde ich es schaffen Frances umzubringen und genau das musste ich können, wenn ich gewinnen wollte.
Bevor ich mir aber weiter über diese Frage Gedanken machen konnte, wurde die Tür aufgerissen und meine Mutter stürmte auf mich zu, umarmte mich und küsste mich wieder und wieder, bis mir ganz schwindelig wurde.
„Mum … ich werde das schon schaffen.“, versicherte ich ihr lächelnd.
„Natürlich wirst du das!“, bekräftigte mein Vater und klopfte mir auf die Schulter „Du weißt wer du bist. Eine gute Schwimmerin, eine Nahkämpferin und diesen Miller bekommst du auch erledigt. Er ist schließlich auch nur ein Mann, also weiß deine Vorteile zu nutzen!“
Versuchte er mir gerade klar zu machen, dass ich Frances zur Not umgarnen und dann abstechen sollte?
Na der hatte gut reden.
Aber ich lächelte ihn zuversichtlich an, ließ mich noch einige Male von meiner Mutter drücken bevor ich dann doch gemeinsam mit Frances zum Zug gebracht wurde.
Nun wurde es Ernst.
Wir würden ins Kapitol fahren und dann würde sich zeigen welche Taktik wer gehen würde und ob einer von uns die Arena überlebte.
Kapitel 2 – Ankunft im Kapitol
Kapitel 3 – das Training beginnt
Kapitel 4 - Verbündete
Kapitel 5 - Punktevergabe
Rating: FSK 12
Zusammenfassung: Annie Cresta (Figur von Suzanne Collins), ein Mädchen aus Distrikt 4 wird bei den 70. Hungerspielen ausgelost und in die Arena geschickt. Diese FanFiction erzählt ihren Leidensweg in der Arena und ihren Kampf ums
Überleben.
Disclaimer: Grundidee(n) und einzelne Figuren von Suzanne Collins … FF zu „Die Tribute von Panem“
Anmerkung des Autors: Wer die Bücher von Suzanne Collins gelesen hat weiß,dass es blutig und tödlich zugeht und daher nichts für
zartbesaitete ist. Daher bitte nicht lesen, wenn ihr kein Blut oder
Mord abkönnt. ... Fehler dürfen gern ignoriert werden. Die Geschichte hab ich vor mehreren Jahren geschrieben und es haben sich die ein oder anderen Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen

Und nun viel Spaß beim Lesen

Lasst mir gern einen Kommi da und möge er noch so klein sein, einfach damit ich weiß, ob ich mehr posten soll oder nicht. Danke
Kapitel 1 – Tag der Ernte
Ich hatte die ganze Nacht nicht schlafen können und war daher schon früh aufgestanden und hinüber zum Strand gegangen.
Das Rauschen der Wellen beruhigte mich immer ein wenig und manchmal fand ich dort auch hübsche Muscheln, aus denen meine beste Freundin Suzi Core und ich uns gerne Schmuck bastelten.
Suzi hatte es eigentlich nicht nötig sich mit irgendetwas zu schmücken, denn mit ihren langen Haaren und ihrem trainierten Körper war sie ohnehin ein Augenschmaus für alle Jungs unseres Alters.
Einmal wurde sie sogar von Frances Miller angesprochen, welcher zwei Klassen über uns war.
Richtig rot war sie damals geworden und kichernd waren wir den ganzen Weg bis nach Hause gelaufen, wo wir uns dann einfach nur lachend in den Sand hatten fallen lassen und danach nur noch von seinen schönen Augen und seinen Muskeln geredet hatten und seinen Fähigkeiten beim Fischen.
Das Fischen lag eigentlich allen Jungs in unserem Distrikt.
Distrikt 4 lag am Meer und wir waren daher für die Versorgung des Kapitols durch Fische und Meeresfrüchte verantwortlich.
Mein Vater arbeitete daher auch als Fischer und und meine Mutter in einer Fabrik, wo Fische nach Größe, Art und allem Möglichen sortiert wurden.
Bloß beim Abendessen bekam ich beide zugleich zu Gesicht.
Dann aber war es zumeist sehr gemütlich, denn wir hatten einen kleinen Kamin in dem das Feuer herrlich knackte, wenn der Wind hinein kam und mit den Flammen spielte.
Vater erzählte dann gerne Geschichten von den Erlebnissen auf dem Meer und Mutter flocht dabei meine langen dunklen Haare zu lauter kleinen Zöpfen, die dann lustig um meinen Kopf herum baumelten und mir morgens wunderschöne Wellen bescherten, wenn ich sie nach dem Aufwachen löste und durchkämmte.
Gedankenverloren sah ich hinaus aufs Meer und versuchte zu verdrängen, was mich die Nacht über wach gehalten hatte.
Die Hungerspiele standen wieder einmal an!
Sie waren ein makaberer Schachzug vom Kapitol, welches über allen Distrikten stand und daher auch den meisten Wohlstand genoss.
Jedes Jahr wurden ein Junge und ein Mädchen aus jedem der 12 noch existierenden Distrikte ausgelost, um bei diesen Hungerspielen mitzuwirken, welche ein einziger Arenakampf bis zum Tode waren.
Jene Distrikte, welche in besserer Verbindung mit dem Kapitol standen oder wohlhabender waren wie die Distrikte 1, 2 und 4 stellten meist die besten Teilnehmer und daher häufig die Gewinner, aber doch wurde mir jedes Jahr ganz anders, wenn ich daran dachte.
Viele aus meinem Freundeskreis freuten sich da richtig drauf, meldeten sich freiwillig, wenn sie sich bereit fühlten und starben dann doch nur.
Aus unserem Distrikt hatte vor fünf Jahren zuletzt jemand gewonnen.
Finnick Odair war sein Name gewesen.
Ihn hatten alle geliebt und unterstützt, so dass er sogar einen Dreizack in die Arena geschickt bekommen hatte, eine Waffe mit der Jungen in meinem Distrikt durchaus umzugehen wussten.
Mir aber lag das Ganze nicht so.
Ich war eine gute Schwimmerin und ich wusste mich auch durchaus zu verteidigen, aber irgendwie war diese Kämpfermoral an mir vorbei gegangen, welche so viele bei uns vertraten.
Womöglich war sie einfach verloren gegangen, als eines von den Kindern aus der näheren Nachbarschaft gezogen worden und umgekommen war.
Es war einfach etwas Anderes, wenn man auf den großen Bildschirm schaute und die Person die dort starb von klein auf kannte.
Außerdem sah ich es auch nicht als wirklich notwendig an in das Dorf der Sieger zu ziehen, welches extra für die Gewinner errichtet worden war.
Ich konnte mir einfach nicht vorstellen was mein Vater tun würde, wenn er nicht mehr Fischen musste und die Nähe zu meinem geliebten Strand verlören wir dadurch auch.
Bloß Mutter wäre wohl glücklich, wenn sie es nicht mehr nötig hätte in der Fischfabrik zu arbeiten.
Ihr tat am Ende des Tages immer so der Rücken weh.
Na ja … einen Anreiz gab es im Dorf der Sieger ja schon.
Dieser Finnick, welcher fünf Jahre zuvor gewonnen hatte sah schon nicht schlecht aus.
Aber bei dem hatte sowieso keiner eine Chance und zumeist war er eh im Kapitol, wo er wer weiß was trieb.
„Hey Sonnenschein, … bereit für die große Auslosung nachher?“, riss mich Suzi aus meinen Gedanken, welche in Wickelrock, Sandalen und T-Shirt den Strand herunter kam.
„Sicher doch.“, gab ich lächelnd zurück, auch wenn es nicht ganz stimmte.
Die Angst war stets präsent, auch wenn die Chance in die Arena zu müssen nur gering war und es ja auch eine große Ehre bedeutete.
Meine Freundin hockte sich hinter mich, strich mir meine Haare nach hinten und schloss mich einfach nur in die Arme.
„Dieses Jahr schaffe ich es womöglich mich mal schneller zu melden als die Anderen.“, erzählte sie und so wie sie darauf versessen war in die Arena zu gehen war ich mir recht sicher, dass sie es schaffte ihren Arm rechtzeitig hoch zu bekommen.
Eine Weile saßen wir einfach noch da, schauten hinaus aufs Meer und redeten über die vergangenen Spiele und darüber wer es wohl dieses Jahr würde, als das Signal ertönte.
Es war das erste und somit galt es sich fertig zum machen.
Eilig umarmten wir uns noch einmal und liefen dann jeweils nach Hause.
Meine Mutter kämmte mir die Haare noch einmal richtig durch und versicherte mir wie stolz sie und Vater wären, wenn ich es dieses Jahr würde.
Ich nickte bloß schweigend, ordnete mein Kleid, welches ich bereits im Vorjahr zur Ernte der Tribute getragen hatte und dann ging es beim zweiten Signal zum Platz am Justizgebäude.
Wir Kinder wurden in die Listen aufgenommen, damit sicher war, dass auch keiner fehlte und kurz nach einem weiteren Signal öffnete sich die Tür des Gebäudes und die üblichen Plätze wurden besetzt.
Auf einem Stuhl saß unser Bürgermeister, auf einem weiteren eine alte Frau, welche vor zig Jahren mal gewonnen hatte und nun Mentorin war und dann war da noch Finnick, welcher neben ihr saß und sich wohl nicht ganz entscheiden konnte, welche Stimmung er ausstrahlen wollte.
Er entschied sich letzten Endes für ein Lächeln, welches wohl ermunternd sein sollte und die Jungs dazu brachte ihre Häupter stolz zu erheben und ein paar Mädels zu kichern.
Genervt rollte ich mit den Augen.
Ich wollte das Ganze nur möglichst schnell hinter mir haben, denn dann gab es ein Festessen und das war doch sowieso das Beste am Ganzen.
Erst vergangene Woche hatte ich Mutter dafür extra geholfen neue Zierdeckchen aus Seetang zu flechten.
Das Knistern des Mikrophons riss mich wieder aus meinen Gedanken und eine aufgetakelte Frau aus dem Kapitol trat hervor.
Sie war neu für unseren Distrikt, sah aber genauso abstrakt geschminkt aus wie ihre Vorgängerin.
Würde man so in der Arena herum laufen war man eine Zielscheibe und bei uns in der Klasse wurde immer wieder gern darüber gelacht was für einen eigenwilligen Geschmack die im Kapitol zu haben schienen.
Aber natürlich nur, wenn es keiner der Lehrer oder gar Friedenswächter mitbekam, denn man wollte sich ja keinen Ärger einhandeln.
Nun aber begrüßte diese aufgetakelte Frau uns erst einmal (sie stellte sich uns als Holly Heart vor) und dann wurde der alljährliche Film gezeigt, welcher uns daran erinnern sollte, weswegen es die Hungerspiele überhaupt gab.
Den Text kannte ich mittlerweile auswendig, denn solange ich lebte hatte es die Hungerspiele schon immer gegeben.
Wir hatten die 70. Spiele und befanden uns somit im 70. Jahr und mein Name befand sich nun das 5. Jahr in der Glaskugel der Mädchennamen.
In dem Film aus dem Kapitol erfuhren wir jedes Jahr aufs Neue, dass es einst einen Krieg zwischen den aufständischen Distrikten und dem Kapitol gegeben hatte und das dadurch Distrikt 13 vernichtet worden ist.
Um die Wiederholung eines solchen Krieges zu verhindern sollten wir jedes Jahr daran erinnert werden wohin ein Aufstand führte und ein jeder Distrikt hatte dementsprechend nun mal einen Jungen und ein Mädchen in die Arena zu schicken, aus welcher nur ein Tribut lebend hervor gehen konnte.
Nach diesem Propagandafilm begann die Auslosung und wie in jedem Jahr wurden die Mädchen zuerst gezogen.
Aus den Augenwinkeln sah ich wie Suzi sich bereit machte den Arm in die Luft zu heben.
Auch bei Anderen sah es nichts anders aus.
Würde eine der Jüngeren ausgelost würden die Arme nur so in die Höhe schießen.
Ich nahm mir fest vor ihnen allen die Daumen zu drücken, erstarrte dann aber vor Schreck, als es ausgerechnet mein Name war, welcher über den Platz hallte:
„Annie Cresta!“
Mein Herz hämmerte wie wild.
Angst, Panik, aber auch Freude und Stolz machten sich in mir breit und so atmete ich tief durch, strich mir eine Haarsträhne nach hinten und schritt nach vorne zur Bühne.
Ein Blick von dort oben sagte mir direkt, dass Suzi und auch andere Mädchen aus unserer Altersstufe nicht recht wussten, ob sie sich melden sollten oder nicht.
Letzten Endes blieben bei der Frage nach Freiwilligen alle Arme unten und in Gedanken bat ich darum, dass Suzi im Folgejahr ihre Chance bekam, wo sie sich doch darauf gefreut hatte.
Dann wurden die Jungen ausgelost und da erst ein kleiner Hänfling von 11 oder 12 Jahren genannt wurde, gab es recht schnell einen Freiwilligen.
Es war Frances Miller, welcher mit seinen 17 Jahren wohl eine seiner letzten Chancen nutzen wollte.
Auch er wurde nun hinauf gebeten und nach ein paar weiteren Worten von Holly Heart wurden uns von unseren Mentoren und dem Bürgermeister die Hand geschüttelt, bevor wir ins Gebäude hinein geführt wurden.
Jeder in einen Raum, denn nun galt es sich zu verabschieden.
Der Lärm von draußen wurde ausgeschlossen, kaum dass sich die Türen geschlossen hatten und ich stand alleine da mit meiner Verwirrung und dem Chaos an Gefühlen.
24 Tribute würden in die Arena gehen und nur einer würde raus kommen.
Die Distrikte 1, 2 und 4 hatten zwar meist die besten Chancen, aber würde ich es schaffen Frances umzubringen und genau das musste ich können, wenn ich gewinnen wollte.
Bevor ich mir aber weiter über diese Frage Gedanken machen konnte, wurde die Tür aufgerissen und meine Mutter stürmte auf mich zu, umarmte mich und küsste mich wieder und wieder, bis mir ganz schwindelig wurde.
„Mum … ich werde das schon schaffen.“, versicherte ich ihr lächelnd.
„Natürlich wirst du das!“, bekräftigte mein Vater und klopfte mir auf die Schulter „Du weißt wer du bist. Eine gute Schwimmerin, eine Nahkämpferin und diesen Miller bekommst du auch erledigt. Er ist schließlich auch nur ein Mann, also weiß deine Vorteile zu nutzen!“
Versuchte er mir gerade klar zu machen, dass ich Frances zur Not umgarnen und dann abstechen sollte?
Na der hatte gut reden.
Aber ich lächelte ihn zuversichtlich an, ließ mich noch einige Male von meiner Mutter drücken bevor ich dann doch gemeinsam mit Frances zum Zug gebracht wurde.
Nun wurde es Ernst.
Wir würden ins Kapitol fahren und dann würde sich zeigen welche Taktik wer gehen würde und ob einer von uns die Arena überlebte.
Kapitel 2 – Ankunft im Kapitol
Die Welt, welche uns im Zug erwartete erschlug mich regelrecht.
Mir war ja bewusst gewesen, dass es dort anders sein würde, da die Züge immerhin zum Kapitol gehörten, aber dergleichen hatte ich doch nicht erwartet.
Alles war prunkvoll verziert und existierte im Überfluss und das galt für die Verzierungen, wie auch für das Essensangebot.
Hunger hatte ich ja nie leiden müssen, aber eine solche Vielfalt war mir doch neu.
Frances griff sich direkt einen Apfel, ließ sich damit in den nächsten Sessel fallen und schaute sich von dort aus weiter um, während ich lieber noch stehen blieb.
Mir kam das alles noch so unwirklich vor.
„Bedien dich ruhig.“, forderte mich die alte Mags auf, welche an mich heran trat und bei der ich wusste, dass sie als frühere Siegerin eine unserer Mentoren sein würde.
Aufmunternd lächelte sie mir zu, goss sich etwas Wasser ein, trat hinüber zu Frances und nahm dann ihm gegenüber Platz.
„Ihr habt eine harte Zeit vor euch.“, erklärte sie ruhig „Im Kapitol werdet ihr trainiert und dann geht es hinaus in die Arena und ich hoffe dieses Jahr wieder einen aus unserem Distrikt als Sieger mit nach Hause nehmen zu können. Also, was habt ihr drauf? Womit kann man arbeiten?“
Frances setzte direkt dazu an seine Stärken aufzuzählen, als er von Finnick abgewürgt wurde, welcher nun auch hinzu trat, mich anlächelte, neben Mags Platz nahm und meinte:
„Darüber können wir uns auch noch in ner Stunde Gedanken machen. Lass unsere Tribute doch erst einmal durchatmen Mags. Auf jeden Fall werden unsere Stylisten begeistert sein. Sie haben beide das Potential in Netzen ausgezeichnet auszusehen.“
Ein helles Lachen folgte und ich sah ihn mit gemischten Gefühlen an.
An die Präsentation hatte ich noch gar keinen Gedanken verschwendet.
Hoffentlich würde ich nicht halb nackt auf dem Wagen stehen.
Das war keine Seltenheit bei dem was sich die Stylisten so einfallen ließen und es galt ja stets um die Präsentation des Heimatdistriktes.
Was lag da bei uns von Distrikt 4 näher, als uns in ein Fischernetz zu hüllen?
Manchmal liefen die Tribute meiner Heimat auch in schuppig wirkenden Gewändern herum oder in etwas das an Muscheln erinnerte.
Wirklich gut ausgesehen hatte schon lange keiner mehr, wobei ich ja zugeben musste, dass Finnick damals in seinem Netz gar nicht schlecht ausgesehen hatte.
Er war etwa 14 Jahre alt gewesen und ich war noch nicht in der Auslosung und hatte gemeinsam mit meinen Freundinnen die Hungerspiele verfolgt.
Es war eine große Show gewesen und wenn jemand unseren Distrikt angefacht hatte uns zu präsentieren, dann war es Finnick gewesen.
Ein charismatischer Teenie, welcher das wohl teuerste Sponsorengeschenk in der Geschichte der Hungerspiele erhalten hatte.
Nun aber saß ich in dem Zug ins Kapitol und ich bezweifelte etwas, dass ich die gleiche charismatische Ausstrahlung hatte, welche mir Geschenke einbrachte.
Musste ich wohl noch dran arbeiten.
Immerhin waren die Sponsoren wichtig.
Während Frances begonnen hatte Mags nach Taktiken zu befragen und Finnick uns immer mal wieder abwechselnd abschätzend musterte, versuchte ich mir zu überlegen wo ich überhaupt Stärken hatte und was es wohl für eine Arena gab.
Bei den Überlegungen meine Stärken betreffend kam ich recht schnell zu dem Ergebnis, dass ich die Zeit im Training gut nutzen musste, um ein wenig besser zu werden und eine reelle Chance zu bekommen.
In einer Wüste oder dergleichen sah ich meine Möglichkeiten zu gewinnen als wahnsinnig gering an, denn da brachte es nichts schwimmen zu können und ob ich bei Hunger und Durst gegen wirkliche Kämpfer ankam war fraglich.
Frances traute ich das schon eher zu.
Der machte mit allen kurzen Prozess, wenn er nur eine gute Waffe in die Finger bekam.
„Lächle doch mal.“, sprach mich Finnick mit einem Mal an, riss mich vollkommen aus meinen Gedanken und hielt mir ein Teigteilchen hin.
Unsicher lächelte ich zurück, nahm ihm das Teilchen ab und folgte dann dem Gespräch zwischen Mags und Frances, welche gerade darüber sprachen, wie wichtig es werden würde im Training die Überlebensstationen zu besuchen, um sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten.
„Ich mach einfach alle platt, dann stellen sich die Fragen nicht, was man so braucht.“, winkte Frances ab „Außerdem kann ich blind einen Fisch ausnehmen und mit Kräutern einlegen. Da werde ich mich schon durchbeißen. Und wenn wir uns mit denen aus eins und zwei zusammen tun am Anfang ist die Sache doch schnell klar. Wir machen die Anderen Tribute platt, haben unsere Verpflegung und im Eins-gegen-eins-Kampf werde ich denen schon zeigen was ein Fischer kann!“
Finnick musste lachen, Mags rollte mit den Augen und ich war nun vollkommen verunsichert.
Sollten die uns nicht aufbauen?
Warum wurde sich nun lustig gemacht?
„Was ist denn hier so lustig?“, erkundigte sich die aufgetakelte Frau aus dem Kapitol, welche gerade hinzu trat und ein Glas Wein in der Hand hielt.
„Och nichts weiter.“, erklärte Finnick amüsiert „Unser Hitzkopf wird nur vermutlich in den ersten 36 Stunden von einem aus den stärkeren Distrikten mit einem Messer im Rücken erledigt.“
„Aber Bündnisse sind doch üblich.“, warf ich nun verwirrt ein und sah von Finnick zu Mags und traute mich kaum Frances anzuschauen, denn immerhin ging es um sein und mein Leben was nun besprochen wurde.
„Üblich, aber nicht auf Dauer!“, gab Finnick zu bedenken „Es kann nur EINER gewinnen und jeder wird euch umlegen wollen. Verbündet oder nicht. Ihr dürft keinem trauen. Nicht auf Dauer. Zu Beginn könnt ihr euch natürlich mit Anderen zusammen tun, aber sobald die Schwachen aus dem Weg sind wird es ein Abschlachten zwischen den Übrigen geben und wenn ihr beide dabei sein werdet, dann müsst ihr sehen wo eure Vorteile sind. … Mal ganz davon ab, dass ihr letzten Endes auch gegeneinander kämpfen werden müsst, falls ihr denn noch beide stehen solltet.“
Mir gingen die Worte meines Vaters durch den Kopf.
Würde Frances mich schonen weil ich ein Mädchen war?
Bei dem Blick, welcher mir nun zugeworfen wurde, wurde mir die Realität sofort klar:
Nein!
Er würde mich nicht schonen!
Die Zugfahrt lief wenig entspannend weiter und ich versuchte gar nicht an das Kommende zu denken.
Lieber betrachtete ich die Umgebung, welche nur so an uns vorbei flog, während der Zug seinen Weg nahm.
Schließlich kamen wir im Kapitol an und dies kreischende, jubelnde und vor allem knall bunte Massenspektakel drohte mich zu erschlagen.
„Lächeln nicht vergessen.“, hauchte mir Finnick ins Ohr, als wir uns der Zugtür näherten „Du musst die Menge von nun an für dich gewinnen.“
Ein eigenwilliges Kribbeln lief mir durch den Körper und ich wollte mich zu ihm umdrehen und fragen, wie ich das machen sollte, die Massen zu gewinnen, aber dann wurden auch schon die Türen geöffnet und Frances spazierte mit winkenden Händen hinaus und irgendwie schloss ich mich dem direkt an.
Hier und da warf ich eine Kusshand hin, winkte ansonsten und bemühte mich zu lächeln bis mir meine Gesichtsmuskeln zu schmerzen begannen.
Zum Glück verschwanden wir schon bald in einem Gebäude und so waren wir diese Show los.
Als ich mich beim Enthaaren befand wünschte ich mich allerdings in die lauten Massen zurück.
Hatte gar nicht gewusst, dass ich so viele Haare am Körper hatte.
Eigentlich achtete ich stets darauf meine Beine zu rasieren, aber so wie es ziepte schien ich wohl gefuscht zu haben.
Zudem wurden meine Augenbrauen gezupft und an meinen Nägeln wurde herum gefeilt und gestochert, dass ich das Gefühl nicht los wurde bald gar keine Nägel mehr zu haben.
Es folgten noch mehrere Verschönerungsprozeduren und gerade als ich mich schon fragte, ob überhaupt noch etwas von mir so bleiben durfte wie es war, schien unser Vorbereitungsteam fertig zu sein.
Wir wurden unseren Stylisten vorgestellt und es ging an das Styling für die Eröffnungsfeier.
Ein wenig schienen die Stylisten sich noch besprechen zu wollen, aber dann stand alles fest und wieder wurde an mir herum gefriemelt.
Wirklich geredet wurde mit mir nicht ein einziges Mal und ich fühlte mich wie eine Puppe, welche einfach hin und her geschubst wurde.
Meine Haare wurden mir teilweise geflochten, während der Großteil offen blieb und mit einer Art Glitzerspray eingesprüht wurde, bis ich zu ersticken drohte.
In die geflochtenen Strähnen, welche von vorne nach hinten gingen, wurden glitzernde, unechte Muscheln und Seesterne gesteckt, welche sich auch auf meinem blauen Kleid (eher einer Art Toga) immer wieder fanden.
Zudem waren überall glitzernde Perlen an den Stoffrändern.
Stellten die sich so Distrikt 4 vor?
Na ja … besser als ein Fischernetz war es auf jeden Fall und meine Glitzermuscheln gefielen mir auch besser als die Krone von Frances, welche mit ihren drei Zacken wohl an Poseidon erinnern sollten.
Sein Gewand ebenso, welches im selben Blau gehalten war wie meines und ebenfalls eine Toga darstellen sollte.
Griechische Wassergottheiten oder so.
Seine Toga wurde von Algen und Netzteilen geziert.
Na ob wir so ein Blickfang werden würden?
Doch als wir auf unseren Wagen zu schritten war mir das auch schon egal.
Nun galt es die Menge endgültig zu gewinnen, denn die Eröffnungsfeier entschied über den wichtigsten Eindruck zum Auftakt der Spiele.
Da wir aus Distrikt 4 stammten, fuhren wir recht früh ein und die Stimmung war atemberaubend.
Stolz standen Frances und ich nebeneinander da.
Erhobenen Hauptes und in die Zukunft blickend, kraftvoll wie es nur Götter konnten.
Die Menge tobte, doch das nicht nur bei uns.
Alle Distrikte bekamen ihre Beifall, während wir vor fuhren und auf die Eröffnungsrede von Präsident Snow warteten.
Der weißhaarige Mann, welcher immer eine Rose an seinem Anzug trug, trat vor und begrüßte uns mit den üblichen Worten, welche auch beinah jedes Jahr identisch waren.
Er wünschte uns allen gute Spiele und möge das Glück stets mit uns sein.
Mit 23 würde es wohl nicht mitgehen, jenes gewünschte Glück und bei allem was in den Arenen bisher immer so geschehen war, hatte Glück allein nicht immer mit dem Gewinnen zu tun.
Man musste kämpfen können, brauchte Sponsoren und Ausdauer.
Das größte Glück entschied wohl darüber, ob man mit der Arena klar kam, welche man erst bei Spielbeginn kennenlernte und ob man den ersten Kampf am Füllhorn überlebte.
Aber so weit waren wir noch nicht.
Für den Moment war alles gesagt und so ging es hinter den Kulissen in einem Aufzug hinauf in unser Quartier.
Uns gehörte das 4. Stockwerk und ich war froh endlich ins Bett zu kommen.
War ja doch alles recht aufregend gewesen.
Mir war ja bewusst gewesen, dass es dort anders sein würde, da die Züge immerhin zum Kapitol gehörten, aber dergleichen hatte ich doch nicht erwartet.
Alles war prunkvoll verziert und existierte im Überfluss und das galt für die Verzierungen, wie auch für das Essensangebot.
Hunger hatte ich ja nie leiden müssen, aber eine solche Vielfalt war mir doch neu.
Frances griff sich direkt einen Apfel, ließ sich damit in den nächsten Sessel fallen und schaute sich von dort aus weiter um, während ich lieber noch stehen blieb.
Mir kam das alles noch so unwirklich vor.
„Bedien dich ruhig.“, forderte mich die alte Mags auf, welche an mich heran trat und bei der ich wusste, dass sie als frühere Siegerin eine unserer Mentoren sein würde.
Aufmunternd lächelte sie mir zu, goss sich etwas Wasser ein, trat hinüber zu Frances und nahm dann ihm gegenüber Platz.
„Ihr habt eine harte Zeit vor euch.“, erklärte sie ruhig „Im Kapitol werdet ihr trainiert und dann geht es hinaus in die Arena und ich hoffe dieses Jahr wieder einen aus unserem Distrikt als Sieger mit nach Hause nehmen zu können. Also, was habt ihr drauf? Womit kann man arbeiten?“
Frances setzte direkt dazu an seine Stärken aufzuzählen, als er von Finnick abgewürgt wurde, welcher nun auch hinzu trat, mich anlächelte, neben Mags Platz nahm und meinte:
„Darüber können wir uns auch noch in ner Stunde Gedanken machen. Lass unsere Tribute doch erst einmal durchatmen Mags. Auf jeden Fall werden unsere Stylisten begeistert sein. Sie haben beide das Potential in Netzen ausgezeichnet auszusehen.“
Ein helles Lachen folgte und ich sah ihn mit gemischten Gefühlen an.
An die Präsentation hatte ich noch gar keinen Gedanken verschwendet.
Hoffentlich würde ich nicht halb nackt auf dem Wagen stehen.
Das war keine Seltenheit bei dem was sich die Stylisten so einfallen ließen und es galt ja stets um die Präsentation des Heimatdistriktes.
Was lag da bei uns von Distrikt 4 näher, als uns in ein Fischernetz zu hüllen?
Manchmal liefen die Tribute meiner Heimat auch in schuppig wirkenden Gewändern herum oder in etwas das an Muscheln erinnerte.
Wirklich gut ausgesehen hatte schon lange keiner mehr, wobei ich ja zugeben musste, dass Finnick damals in seinem Netz gar nicht schlecht ausgesehen hatte.
Er war etwa 14 Jahre alt gewesen und ich war noch nicht in der Auslosung und hatte gemeinsam mit meinen Freundinnen die Hungerspiele verfolgt.
Es war eine große Show gewesen und wenn jemand unseren Distrikt angefacht hatte uns zu präsentieren, dann war es Finnick gewesen.
Ein charismatischer Teenie, welcher das wohl teuerste Sponsorengeschenk in der Geschichte der Hungerspiele erhalten hatte.
Nun aber saß ich in dem Zug ins Kapitol und ich bezweifelte etwas, dass ich die gleiche charismatische Ausstrahlung hatte, welche mir Geschenke einbrachte.
Musste ich wohl noch dran arbeiten.
Immerhin waren die Sponsoren wichtig.
Während Frances begonnen hatte Mags nach Taktiken zu befragen und Finnick uns immer mal wieder abwechselnd abschätzend musterte, versuchte ich mir zu überlegen wo ich überhaupt Stärken hatte und was es wohl für eine Arena gab.
Bei den Überlegungen meine Stärken betreffend kam ich recht schnell zu dem Ergebnis, dass ich die Zeit im Training gut nutzen musste, um ein wenig besser zu werden und eine reelle Chance zu bekommen.
In einer Wüste oder dergleichen sah ich meine Möglichkeiten zu gewinnen als wahnsinnig gering an, denn da brachte es nichts schwimmen zu können und ob ich bei Hunger und Durst gegen wirkliche Kämpfer ankam war fraglich.
Frances traute ich das schon eher zu.
Der machte mit allen kurzen Prozess, wenn er nur eine gute Waffe in die Finger bekam.
„Lächle doch mal.“, sprach mich Finnick mit einem Mal an, riss mich vollkommen aus meinen Gedanken und hielt mir ein Teigteilchen hin.
Unsicher lächelte ich zurück, nahm ihm das Teilchen ab und folgte dann dem Gespräch zwischen Mags und Frances, welche gerade darüber sprachen, wie wichtig es werden würde im Training die Überlebensstationen zu besuchen, um sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten.
„Ich mach einfach alle platt, dann stellen sich die Fragen nicht, was man so braucht.“, winkte Frances ab „Außerdem kann ich blind einen Fisch ausnehmen und mit Kräutern einlegen. Da werde ich mich schon durchbeißen. Und wenn wir uns mit denen aus eins und zwei zusammen tun am Anfang ist die Sache doch schnell klar. Wir machen die Anderen Tribute platt, haben unsere Verpflegung und im Eins-gegen-eins-Kampf werde ich denen schon zeigen was ein Fischer kann!“
Finnick musste lachen, Mags rollte mit den Augen und ich war nun vollkommen verunsichert.
Sollten die uns nicht aufbauen?
Warum wurde sich nun lustig gemacht?
„Was ist denn hier so lustig?“, erkundigte sich die aufgetakelte Frau aus dem Kapitol, welche gerade hinzu trat und ein Glas Wein in der Hand hielt.
„Och nichts weiter.“, erklärte Finnick amüsiert „Unser Hitzkopf wird nur vermutlich in den ersten 36 Stunden von einem aus den stärkeren Distrikten mit einem Messer im Rücken erledigt.“
„Aber Bündnisse sind doch üblich.“, warf ich nun verwirrt ein und sah von Finnick zu Mags und traute mich kaum Frances anzuschauen, denn immerhin ging es um sein und mein Leben was nun besprochen wurde.
„Üblich, aber nicht auf Dauer!“, gab Finnick zu bedenken „Es kann nur EINER gewinnen und jeder wird euch umlegen wollen. Verbündet oder nicht. Ihr dürft keinem trauen. Nicht auf Dauer. Zu Beginn könnt ihr euch natürlich mit Anderen zusammen tun, aber sobald die Schwachen aus dem Weg sind wird es ein Abschlachten zwischen den Übrigen geben und wenn ihr beide dabei sein werdet, dann müsst ihr sehen wo eure Vorteile sind. … Mal ganz davon ab, dass ihr letzten Endes auch gegeneinander kämpfen werden müsst, falls ihr denn noch beide stehen solltet.“
Mir gingen die Worte meines Vaters durch den Kopf.
Würde Frances mich schonen weil ich ein Mädchen war?
Bei dem Blick, welcher mir nun zugeworfen wurde, wurde mir die Realität sofort klar:
Nein!
Er würde mich nicht schonen!
Die Zugfahrt lief wenig entspannend weiter und ich versuchte gar nicht an das Kommende zu denken.
Lieber betrachtete ich die Umgebung, welche nur so an uns vorbei flog, während der Zug seinen Weg nahm.
Schließlich kamen wir im Kapitol an und dies kreischende, jubelnde und vor allem knall bunte Massenspektakel drohte mich zu erschlagen.
„Lächeln nicht vergessen.“, hauchte mir Finnick ins Ohr, als wir uns der Zugtür näherten „Du musst die Menge von nun an für dich gewinnen.“
Ein eigenwilliges Kribbeln lief mir durch den Körper und ich wollte mich zu ihm umdrehen und fragen, wie ich das machen sollte, die Massen zu gewinnen, aber dann wurden auch schon die Türen geöffnet und Frances spazierte mit winkenden Händen hinaus und irgendwie schloss ich mich dem direkt an.
Hier und da warf ich eine Kusshand hin, winkte ansonsten und bemühte mich zu lächeln bis mir meine Gesichtsmuskeln zu schmerzen begannen.
Zum Glück verschwanden wir schon bald in einem Gebäude und so waren wir diese Show los.
Als ich mich beim Enthaaren befand wünschte ich mich allerdings in die lauten Massen zurück.
Hatte gar nicht gewusst, dass ich so viele Haare am Körper hatte.
Eigentlich achtete ich stets darauf meine Beine zu rasieren, aber so wie es ziepte schien ich wohl gefuscht zu haben.
Zudem wurden meine Augenbrauen gezupft und an meinen Nägeln wurde herum gefeilt und gestochert, dass ich das Gefühl nicht los wurde bald gar keine Nägel mehr zu haben.
Es folgten noch mehrere Verschönerungsprozeduren und gerade als ich mich schon fragte, ob überhaupt noch etwas von mir so bleiben durfte wie es war, schien unser Vorbereitungsteam fertig zu sein.
Wir wurden unseren Stylisten vorgestellt und es ging an das Styling für die Eröffnungsfeier.
Ein wenig schienen die Stylisten sich noch besprechen zu wollen, aber dann stand alles fest und wieder wurde an mir herum gefriemelt.
Wirklich geredet wurde mit mir nicht ein einziges Mal und ich fühlte mich wie eine Puppe, welche einfach hin und her geschubst wurde.
Meine Haare wurden mir teilweise geflochten, während der Großteil offen blieb und mit einer Art Glitzerspray eingesprüht wurde, bis ich zu ersticken drohte.
In die geflochtenen Strähnen, welche von vorne nach hinten gingen, wurden glitzernde, unechte Muscheln und Seesterne gesteckt, welche sich auch auf meinem blauen Kleid (eher einer Art Toga) immer wieder fanden.
Zudem waren überall glitzernde Perlen an den Stoffrändern.
Stellten die sich so Distrikt 4 vor?
Na ja … besser als ein Fischernetz war es auf jeden Fall und meine Glitzermuscheln gefielen mir auch besser als die Krone von Frances, welche mit ihren drei Zacken wohl an Poseidon erinnern sollten.
Sein Gewand ebenso, welches im selben Blau gehalten war wie meines und ebenfalls eine Toga darstellen sollte.
Griechische Wassergottheiten oder so.
Seine Toga wurde von Algen und Netzteilen geziert.
Na ob wir so ein Blickfang werden würden?
Doch als wir auf unseren Wagen zu schritten war mir das auch schon egal.
Nun galt es die Menge endgültig zu gewinnen, denn die Eröffnungsfeier entschied über den wichtigsten Eindruck zum Auftakt der Spiele.
Da wir aus Distrikt 4 stammten, fuhren wir recht früh ein und die Stimmung war atemberaubend.
Stolz standen Frances und ich nebeneinander da.
Erhobenen Hauptes und in die Zukunft blickend, kraftvoll wie es nur Götter konnten.
Die Menge tobte, doch das nicht nur bei uns.
Alle Distrikte bekamen ihre Beifall, während wir vor fuhren und auf die Eröffnungsrede von Präsident Snow warteten.
Der weißhaarige Mann, welcher immer eine Rose an seinem Anzug trug, trat vor und begrüßte uns mit den üblichen Worten, welche auch beinah jedes Jahr identisch waren.
Er wünschte uns allen gute Spiele und möge das Glück stets mit uns sein.
Mit 23 würde es wohl nicht mitgehen, jenes gewünschte Glück und bei allem was in den Arenen bisher immer so geschehen war, hatte Glück allein nicht immer mit dem Gewinnen zu tun.
Man musste kämpfen können, brauchte Sponsoren und Ausdauer.
Das größte Glück entschied wohl darüber, ob man mit der Arena klar kam, welche man erst bei Spielbeginn kennenlernte und ob man den ersten Kampf am Füllhorn überlebte.
Aber so weit waren wir noch nicht.
Für den Moment war alles gesagt und so ging es hinter den Kulissen in einem Aufzug hinauf in unser Quartier.
Uns gehörte das 4. Stockwerk und ich war froh endlich ins Bett zu kommen.
War ja doch alles recht aufregend gewesen.
Kapitel 3 – das Training beginnt
Obgleich ich wahnsinnig müde gewesen war, hatte ich die gesamte Nacht kaum zur Ruhe gefunden.
Ich konnte einfach nicht anders als an meine Eltern denken und an Suzi und dass ich sie womöglich alle niemals wieder sehen würde.
Solange das bevorstehende Training andauerte würde ich noch leben, aber was war, wenn ich in die Arena kam?
Wie standen meine Chancen?
Immerhin hatte ich die Tribute gesehen und es gab durchaus Einige denen ich zutrauen würde selbst Frances gewachsen zu sein.
Insbesondere die Jungen aus den Distrikten 1 und 2 hatten durchaus einen hoch gewachsenen Eindruck gemacht, auch wenn ich sie nur kurz gesehen hatte.
Unruhig wälzte ich mich von einer auf die andere Seite, sah Szenen aus vergangenen Hungerspielen vor meinem geistigen Auge, welche wir daheim in Distrikt 4 gesehen hatten und immer wieder mischten sich die Gesichter der aktuellen Tribute mit denen aus der Vergangenheit.
Nach dieser wenig erholsamen Nacht, war ich beinah erleichtert, als mich eine junge Frau morgens weckte und mir zeigte, dass sie frische und mir fremde Kleidung raus gelegt hatte.
Als ich der Frau dankte, nickte diese nur und überhaupt hatte sie etwas Eigenartiges an sich.
Sie hatte hoch gebundene braune Haare, eine schlanke Figur und trug ein einfarbiges Set aus roter Hose und rotem Oberteil.
Was mich stutzen ließ waren womöglich ihre traurigen, braunen Augen oder dass sie keinen wirklichen Blickkontakt suchte.
Auf jeden Fall sprach sie kein einziges Wort mit mir und irgendetwas schien sie mit dem Hals zu haben.
Ihr Schlucken erinnerte mich auf jeden Fall an Suzi, als sie geschwollene Mandeln gehabt hatte und es ihr Probleme bereitet hatte richtig zu Schlucken und zu Atmen.
Vielleicht klärte sich das ja auch noch mit dieser Frau.
Vorrangig galt es sich um andere Belange zu kümmern.
So wandte ich mich meinem neuen Outfit zu.
Es handelte sich um einen Trainingsanzug aus einem eigenwillig kühlen und festen Material, welches auf jeden Fall gut dehnbar war, wie ich feststellte, als ich ein wenig daran zog.
Die Grundfarbe war ein dunkles Blau, doch quer über die Schultern und die Knie liefen Streifen in einem helleren Blau.
Auf dem Rücken und etwas oberhalb der Brust war in weißer Farbe eine 4 abgebildet.
Etwas unbeholfen schlüpfte ich in diesen Anzug, welcher wie eine zweite Haut zu sitzen schien, als ich ihn erst einmal richtig an hatte und auch mit den fast schwarzen Turnschuhen hatte ich keine nennenswerten Probleme, auch wenn ich direkt spürte, dass sie noch nicht von meinen Füßen eingelaufen waren.
Das würden sie wohl auch niemals sein.
Mit etwas schwermütigen Gedanken begab ich mich nun also zum Frühstück, wo die Anderen bereits auf mich zu warten schienen.
„Da ist ja unsere Traumtänzerin.“, begrüßte Finnick mich lächelnd, griff zu einer großen Karaffe, welche mit einem orange farbigen Saft gefüllt war und erkundigte sich:
„Du trinkst doch Saft zum Frühstück oder?“
Ich nickte unsicher, nahm auf dem einzigen noch freien Stuhl platz und sah dem jungen Mann dabei zu, wie er mir eingoss, ein Brötchen entzwei schnitt und mir eine Hälfte einfach so auf meinen Teller legte.
Das hätte ich wohl gerade noch selber hinbekommen.
„Hast du gut geschlafen Kindchen?“, erkundigte sich Holly Heart mit ihrer hellen, etwas hohen Stimme bei mir, während sie sich etwas auf einem Klemmbrett notierte, welches neben ihrem Teller auf dem Tisch lag.
„Hm.“, war alles was ich hervor brachte.
Ging die doch alle nichts an und ich bezweifelte ernsthaft, dass es irgendjemand wirklich interessierte wie ich nun geschlafen hatte.
Immerhin durfte ja wohl allen bewusst sein, weswegen wir dort waren und das war kein schlaffördernder Gedanke.
Während ich in mein Brötchen biss, welches ich mir mit etwas Wurst belegt hatte, sah ich zu Frances hinüber.
Der schien deutlich besser geschlafen zu haben.
Seine Miene wirkte zuversichtlich und ihm fehlten auch die leichten Augenränder, welche ich bei mir kurz nach dem Aufstehen im Badezimmerspiegel bemerkt hatte.
Er schien es wohl kaum noch erwarten zu können.
„Nun gut ...“, setzte Holly schließlich wieder an und lächelte wahnsinnig künstlich in die Runde „Dann wollen wir unsere beiden Tribute mal nicht länger warten lassen und sie ins Trainingscenter schicken.“
„Achtet bloß darauf euch keinen Ärger einzuhandeln.“, mahnte Mags mit einer bestimmenden, aber doch auch fürsorglichen Stimme „Hört auf die Experten und achtet darauf euch Stationen zu suchen, welche eure Schwächen ausbügeln.“
„Aber zeigt ruhig was ihr zu bieten habt.“, setzte Finnick an „Immerhin scheint ihr euch ja in den Kopf gesetzt zu haben euch mit Anderen zu verbünden. Da müssen die wissen, was sie an euch haben und euch auf jeden Fall wollen.“
Irgendwie klang das ein wenig widersprüchlich.
Wie sollte ich gleichzeitig an meinen Schwächen arbeiten, aber meine Stärken offensichtlich machen?
Das war eine Aufgabe, bei der ich noch nicht wirklich wusste, wie ich sie bewältigen sollte.
Nun ging es aber erst einmal nach dem Frühstück abwärts.
Das Trainingscenter befand sich in einem Untergeschoss des riesigen Gebäudes und Frances, welcher das gleiche Outfit trug wie ich, trat zeitgleich mit mir in die riesige Halle, an dessen Rändern die verschiedenen Stationen aufgebaut waren.
Bereits auf den ersten Blick entdeckte ich eine Vielzahl interessanter Waffen in einem Trainingsbereich und einen Hindernisparcours schien es auch zu geben.
Was die anderen Stationen so zu bieten hatte war auf die Entfernung schwer zu sagen, aber ich wusste auch gar nicht genau ob ich mich erst gut präsentieren sollte oder lieber schauen meine Schwächen zu verringern.
Wichtig war auf jeden Fall vorbereitet zu sein.
Es war wichtig Feuer machen zu können, falls die Arena kalt war und man brauchte Feuer ja auch zum Zubereiten von Nahrung oder dem Fernhalten möglicher Tiere.
Abzuschätzen, was nun wirklich wichtig werden konnte, war ungemein schwierig angesichts der Tatsache, dass wir ja keine Ahnung hatten, was für eine Arena uns erwartete.
Vorerst aber wurden wir von einer Frau mit Namen Atla darüber belehrt, dass es im Trainingscenter durchaus Regeln zu beachten gab.
So standen uns an allen Stationen Experten zur Verfügung und es gab auch vom Kapitol gestellte Trainingspartner, aber es war strengstens verboten untereinander (Tribute betreffend) zu kämpfen.
Allem Anschein wollte man so verhindern, dass wir uns schon vorher umbrachten oder die wirkliche körperliche Kraft der Gegner erprobten.
Mir sollte es nur Recht sein, denn so war ich immerhin noch ein paar Tage sicher und diese Tage hatte ich vor sinnvoll zu nutzen!
Während ich mich noch etwas ratlos umsah, hatten sich die Meisten der anderen Tribute bereits an eine der Stationen begeben.
Die Meisten zogen Waffen, Boxen, Nahkampf oder auch Axtwerfen vor.
Ein paar fanden sich auch bei den Schleudern und Speeren ein.
Doch wo sollte ich hin?
Irgendwie hatte sich noch keine wirkliche Taktik in meinem Kopf manifestiert.
„Nu mach schon!“, knurrte mir Frances ins Ohr und stieß mich grob gegen die Schulter „Oder sollen die Anderen denken du bist eine verzagte Mimose? Selbst der Winzling aus 8 hat sich bereits eine Station gesucht.“
Und ohne weitere dieser wenig erbaulichen Worte zu verlieren, verschwand mein Distriktkamerad zu einer Station, wo er zeigen konnte, was er mit einem Dreizack so anstellen konnte.
Immer schön die Muskeln spielen lassen, ja das konnte er gut.
Etwas verunsichert sah ich mich nach dem kleinen Jungen um, von welchem Frances gesprochen hatte und tatsächlich befand sich an der Station wo man allem Anschein nach das Fallenstellen lernte ein kleiner Junge.
So klein und schmächtig wie er war, musste es ihn mit 12 Jahren erwischt haben.
Zeit für Vorbereitungen hatte er da wohl noch nicht gehabt und nach Kraft sah der auch nicht aus.
Wenn er nicht durch irgendwelche besonders intelligenten Tricks alle ausgeschaltet bekam hatte er wohl keine Chancen zu überleben.
Höchstwahrscheinlich ging er direkt am Füllhorn drauf.
Zumindest war er rein optisch betrachtet der richtige Kandidat dafür.
Tief atmete ich durch und ließ meine Blicke über die 12 Jungen und 11 Mädchen schweifen.
Es war rasch zu erkennen, dass wohl über die Hälfte der Tribute 15 oder älter sein mussten und da gab es durchaus ein paar ziemlich beeindruckende Gestalten.
Da waren zum Beispiel die Jungs aus 1 und 2.
Sie waren ein wenig größer als Frances, hatten eine ähnlich muskulöse Statur wie er und zeigten beim Boxkampf und beim Nahkampf gerade, dass sie den Trainingspartnern nichts schenkten und gewillt waren uns alle mit bloßen Händen zu erwürgen.
Ein Gedanke, der mir die Gänsehaut über den Rücken laufen ließ.
Auch der Junge aus 11 machte einen angst einflößenden Eindruck mit seiner dunklen Haut, seiner kräftigen Statur und den Massen, die er beim Gewichte heben stemmte.
Von den Mädchen wirkten zwar auch die Tribute aus 1 und 2 ziemlich kalt in ihrem Wesen, doch die Rothaarige aus 8 ließ mir doch noch einmal ganz anders das Blut in den Adern gefrieren.
Mit welcher Präzision sie Messer in die Dummys warf und wie sie dabei guckte war erschreckend.
Als wenn sie ihnen sämtliche Gliedmaße durchtrennen wollte und ich zweifelte nicht daran, dass sie es bei einem Menschen schaffte.
Schwer schluckte ich und fühlte mich wie gelähmt.
Irgendwie begann ich wohl in dem Moment erst zu realisieren womit ich es zu tun hatte und ich fühlte mich dem Ganzen nicht wirklich gewachsen.
Und doch spürte ich wieder die Blicke von Frances, welche mich dazu ermutigten mich wenigstens in Bewegung zu setzen.
Da an allen kämpferischen Stationen bereits jemand war, widmete ich mich dem Hürdenparcours.
Wie sich herausstellte, war der auch eine Herausforderung für sich.
Es ging treppenartig aufwärts und während man so schnell wie möglich versuchte hinauf zu kommen, schlugen die Trainer mit gepolsterten Schlägern auf einen ein, wenn man es nicht schaffte schnell genug auszuweichen.
Dort zeigte es sich von Vorteil, dass Suzi und ich gern Wettläufe am Strand gemacht hatten und dort auf Unebenheiten oder auch die Flut aufpassen mussten.
Gewöhnliche Flächen zu laufen, auch wenn es stets Stufen zu springen gab, waren weitaus einfacher, als irgendwelche unebenen Löcher im Strand zu überwinden, wo Schildkröten ihre Brut eingegraben hatten oder es sich andere Lebewesen gemütlich gemacht hatten.
Auch drohten mir bloß Begegnungen mit Schlägern und keine Vergiftung durch Seeigel und Quallen.
Dreimal durchlief ich den Parcours und wurde nur einmal von einem Schläger herunter geschmissen.
Das tat dafür auch umso mehr weh.
Ein paar blaue Flecken waren mir sicher, aber immerhin hatte ich mich wohl gut genug präsentiert, denn von Frances erhaschte ich ein leichtes Lächeln.
Immerhin ein Anfang.
Ich konnte einfach nicht anders als an meine Eltern denken und an Suzi und dass ich sie womöglich alle niemals wieder sehen würde.
Solange das bevorstehende Training andauerte würde ich noch leben, aber was war, wenn ich in die Arena kam?
Wie standen meine Chancen?
Immerhin hatte ich die Tribute gesehen und es gab durchaus Einige denen ich zutrauen würde selbst Frances gewachsen zu sein.
Insbesondere die Jungen aus den Distrikten 1 und 2 hatten durchaus einen hoch gewachsenen Eindruck gemacht, auch wenn ich sie nur kurz gesehen hatte.
Unruhig wälzte ich mich von einer auf die andere Seite, sah Szenen aus vergangenen Hungerspielen vor meinem geistigen Auge, welche wir daheim in Distrikt 4 gesehen hatten und immer wieder mischten sich die Gesichter der aktuellen Tribute mit denen aus der Vergangenheit.
Nach dieser wenig erholsamen Nacht, war ich beinah erleichtert, als mich eine junge Frau morgens weckte und mir zeigte, dass sie frische und mir fremde Kleidung raus gelegt hatte.
Als ich der Frau dankte, nickte diese nur und überhaupt hatte sie etwas Eigenartiges an sich.
Sie hatte hoch gebundene braune Haare, eine schlanke Figur und trug ein einfarbiges Set aus roter Hose und rotem Oberteil.
Was mich stutzen ließ waren womöglich ihre traurigen, braunen Augen oder dass sie keinen wirklichen Blickkontakt suchte.
Auf jeden Fall sprach sie kein einziges Wort mit mir und irgendetwas schien sie mit dem Hals zu haben.
Ihr Schlucken erinnerte mich auf jeden Fall an Suzi, als sie geschwollene Mandeln gehabt hatte und es ihr Probleme bereitet hatte richtig zu Schlucken und zu Atmen.
Vielleicht klärte sich das ja auch noch mit dieser Frau.
Vorrangig galt es sich um andere Belange zu kümmern.
So wandte ich mich meinem neuen Outfit zu.
Es handelte sich um einen Trainingsanzug aus einem eigenwillig kühlen und festen Material, welches auf jeden Fall gut dehnbar war, wie ich feststellte, als ich ein wenig daran zog.
Die Grundfarbe war ein dunkles Blau, doch quer über die Schultern und die Knie liefen Streifen in einem helleren Blau.
Auf dem Rücken und etwas oberhalb der Brust war in weißer Farbe eine 4 abgebildet.
Etwas unbeholfen schlüpfte ich in diesen Anzug, welcher wie eine zweite Haut zu sitzen schien, als ich ihn erst einmal richtig an hatte und auch mit den fast schwarzen Turnschuhen hatte ich keine nennenswerten Probleme, auch wenn ich direkt spürte, dass sie noch nicht von meinen Füßen eingelaufen waren.
Das würden sie wohl auch niemals sein.
Mit etwas schwermütigen Gedanken begab ich mich nun also zum Frühstück, wo die Anderen bereits auf mich zu warten schienen.
„Da ist ja unsere Traumtänzerin.“, begrüßte Finnick mich lächelnd, griff zu einer großen Karaffe, welche mit einem orange farbigen Saft gefüllt war und erkundigte sich:
„Du trinkst doch Saft zum Frühstück oder?“
Ich nickte unsicher, nahm auf dem einzigen noch freien Stuhl platz und sah dem jungen Mann dabei zu, wie er mir eingoss, ein Brötchen entzwei schnitt und mir eine Hälfte einfach so auf meinen Teller legte.
Das hätte ich wohl gerade noch selber hinbekommen.
„Hast du gut geschlafen Kindchen?“, erkundigte sich Holly Heart mit ihrer hellen, etwas hohen Stimme bei mir, während sie sich etwas auf einem Klemmbrett notierte, welches neben ihrem Teller auf dem Tisch lag.
„Hm.“, war alles was ich hervor brachte.
Ging die doch alle nichts an und ich bezweifelte ernsthaft, dass es irgendjemand wirklich interessierte wie ich nun geschlafen hatte.
Immerhin durfte ja wohl allen bewusst sein, weswegen wir dort waren und das war kein schlaffördernder Gedanke.
Während ich in mein Brötchen biss, welches ich mir mit etwas Wurst belegt hatte, sah ich zu Frances hinüber.
Der schien deutlich besser geschlafen zu haben.
Seine Miene wirkte zuversichtlich und ihm fehlten auch die leichten Augenränder, welche ich bei mir kurz nach dem Aufstehen im Badezimmerspiegel bemerkt hatte.
Er schien es wohl kaum noch erwarten zu können.
„Nun gut ...“, setzte Holly schließlich wieder an und lächelte wahnsinnig künstlich in die Runde „Dann wollen wir unsere beiden Tribute mal nicht länger warten lassen und sie ins Trainingscenter schicken.“
„Achtet bloß darauf euch keinen Ärger einzuhandeln.“, mahnte Mags mit einer bestimmenden, aber doch auch fürsorglichen Stimme „Hört auf die Experten und achtet darauf euch Stationen zu suchen, welche eure Schwächen ausbügeln.“
„Aber zeigt ruhig was ihr zu bieten habt.“, setzte Finnick an „Immerhin scheint ihr euch ja in den Kopf gesetzt zu haben euch mit Anderen zu verbünden. Da müssen die wissen, was sie an euch haben und euch auf jeden Fall wollen.“
Irgendwie klang das ein wenig widersprüchlich.
Wie sollte ich gleichzeitig an meinen Schwächen arbeiten, aber meine Stärken offensichtlich machen?
Das war eine Aufgabe, bei der ich noch nicht wirklich wusste, wie ich sie bewältigen sollte.
Nun ging es aber erst einmal nach dem Frühstück abwärts.
Das Trainingscenter befand sich in einem Untergeschoss des riesigen Gebäudes und Frances, welcher das gleiche Outfit trug wie ich, trat zeitgleich mit mir in die riesige Halle, an dessen Rändern die verschiedenen Stationen aufgebaut waren.
Bereits auf den ersten Blick entdeckte ich eine Vielzahl interessanter Waffen in einem Trainingsbereich und einen Hindernisparcours schien es auch zu geben.
Was die anderen Stationen so zu bieten hatte war auf die Entfernung schwer zu sagen, aber ich wusste auch gar nicht genau ob ich mich erst gut präsentieren sollte oder lieber schauen meine Schwächen zu verringern.
Wichtig war auf jeden Fall vorbereitet zu sein.
Es war wichtig Feuer machen zu können, falls die Arena kalt war und man brauchte Feuer ja auch zum Zubereiten von Nahrung oder dem Fernhalten möglicher Tiere.
Abzuschätzen, was nun wirklich wichtig werden konnte, war ungemein schwierig angesichts der Tatsache, dass wir ja keine Ahnung hatten, was für eine Arena uns erwartete.
Vorerst aber wurden wir von einer Frau mit Namen Atla darüber belehrt, dass es im Trainingscenter durchaus Regeln zu beachten gab.
So standen uns an allen Stationen Experten zur Verfügung und es gab auch vom Kapitol gestellte Trainingspartner, aber es war strengstens verboten untereinander (Tribute betreffend) zu kämpfen.
Allem Anschein wollte man so verhindern, dass wir uns schon vorher umbrachten oder die wirkliche körperliche Kraft der Gegner erprobten.
Mir sollte es nur Recht sein, denn so war ich immerhin noch ein paar Tage sicher und diese Tage hatte ich vor sinnvoll zu nutzen!
Während ich mich noch etwas ratlos umsah, hatten sich die Meisten der anderen Tribute bereits an eine der Stationen begeben.
Die Meisten zogen Waffen, Boxen, Nahkampf oder auch Axtwerfen vor.
Ein paar fanden sich auch bei den Schleudern und Speeren ein.
Doch wo sollte ich hin?
Irgendwie hatte sich noch keine wirkliche Taktik in meinem Kopf manifestiert.
„Nu mach schon!“, knurrte mir Frances ins Ohr und stieß mich grob gegen die Schulter „Oder sollen die Anderen denken du bist eine verzagte Mimose? Selbst der Winzling aus 8 hat sich bereits eine Station gesucht.“
Und ohne weitere dieser wenig erbaulichen Worte zu verlieren, verschwand mein Distriktkamerad zu einer Station, wo er zeigen konnte, was er mit einem Dreizack so anstellen konnte.
Immer schön die Muskeln spielen lassen, ja das konnte er gut.
Etwas verunsichert sah ich mich nach dem kleinen Jungen um, von welchem Frances gesprochen hatte und tatsächlich befand sich an der Station wo man allem Anschein nach das Fallenstellen lernte ein kleiner Junge.
So klein und schmächtig wie er war, musste es ihn mit 12 Jahren erwischt haben.
Zeit für Vorbereitungen hatte er da wohl noch nicht gehabt und nach Kraft sah der auch nicht aus.
Wenn er nicht durch irgendwelche besonders intelligenten Tricks alle ausgeschaltet bekam hatte er wohl keine Chancen zu überleben.
Höchstwahrscheinlich ging er direkt am Füllhorn drauf.
Zumindest war er rein optisch betrachtet der richtige Kandidat dafür.
Tief atmete ich durch und ließ meine Blicke über die 12 Jungen und 11 Mädchen schweifen.
Es war rasch zu erkennen, dass wohl über die Hälfte der Tribute 15 oder älter sein mussten und da gab es durchaus ein paar ziemlich beeindruckende Gestalten.
Da waren zum Beispiel die Jungs aus 1 und 2.
Sie waren ein wenig größer als Frances, hatten eine ähnlich muskulöse Statur wie er und zeigten beim Boxkampf und beim Nahkampf gerade, dass sie den Trainingspartnern nichts schenkten und gewillt waren uns alle mit bloßen Händen zu erwürgen.
Ein Gedanke, der mir die Gänsehaut über den Rücken laufen ließ.
Auch der Junge aus 11 machte einen angst einflößenden Eindruck mit seiner dunklen Haut, seiner kräftigen Statur und den Massen, die er beim Gewichte heben stemmte.
Von den Mädchen wirkten zwar auch die Tribute aus 1 und 2 ziemlich kalt in ihrem Wesen, doch die Rothaarige aus 8 ließ mir doch noch einmal ganz anders das Blut in den Adern gefrieren.
Mit welcher Präzision sie Messer in die Dummys warf und wie sie dabei guckte war erschreckend.
Als wenn sie ihnen sämtliche Gliedmaße durchtrennen wollte und ich zweifelte nicht daran, dass sie es bei einem Menschen schaffte.
Schwer schluckte ich und fühlte mich wie gelähmt.
Irgendwie begann ich wohl in dem Moment erst zu realisieren womit ich es zu tun hatte und ich fühlte mich dem Ganzen nicht wirklich gewachsen.
Und doch spürte ich wieder die Blicke von Frances, welche mich dazu ermutigten mich wenigstens in Bewegung zu setzen.
Da an allen kämpferischen Stationen bereits jemand war, widmete ich mich dem Hürdenparcours.
Wie sich herausstellte, war der auch eine Herausforderung für sich.
Es ging treppenartig aufwärts und während man so schnell wie möglich versuchte hinauf zu kommen, schlugen die Trainer mit gepolsterten Schlägern auf einen ein, wenn man es nicht schaffte schnell genug auszuweichen.
Dort zeigte es sich von Vorteil, dass Suzi und ich gern Wettläufe am Strand gemacht hatten und dort auf Unebenheiten oder auch die Flut aufpassen mussten.
Gewöhnliche Flächen zu laufen, auch wenn es stets Stufen zu springen gab, waren weitaus einfacher, als irgendwelche unebenen Löcher im Strand zu überwinden, wo Schildkröten ihre Brut eingegraben hatten oder es sich andere Lebewesen gemütlich gemacht hatten.
Auch drohten mir bloß Begegnungen mit Schlägern und keine Vergiftung durch Seeigel und Quallen.
Dreimal durchlief ich den Parcours und wurde nur einmal von einem Schläger herunter geschmissen.
Das tat dafür auch umso mehr weh.
Ein paar blaue Flecken waren mir sicher, aber immerhin hatte ich mich wohl gut genug präsentiert, denn von Frances erhaschte ich ein leichtes Lächeln.
Immerhin ein Anfang.
Kapitel 4 - Verbündete
Vor der Pause hatte ich mich noch der Station zugewandt, bei der man erfuhr, was es so für essbare Pflanzen geben konnte und auch das Thema essbare Insekten fand ich mehr als wichtig.
Zwar hoffte ich noch auf ein Bündnis mit 1 und 2 und somit darauf auf die Vorräte am Füllhorn zurück greifen zu können, aber wirklich darauf verlassen durfte man sich ja auch nicht und was was wichtiger als zu wissen, wie man ohne die Vorräte vom Füllhorn etwas zwischen die Zähne bekam?
Oft genug hatte es Tote durch Vergiftung gegeben, denn früher oder später trieb der Hunger einen jeden dazu unvorsichtig zu werden.
Zu jenen wollte ich nicht gehören.
Blieb nur zu hoffen, dass es in der Arena ausreichend Pflanzen oder Insekten gab, welche gegessen werden konnten.
In der Pause suchte ich die Nähe zu Frances, welcher sich mit den Tributen aus 1 und 2, aber auch mit dem Mädchen aus 7 und dem Jungen aus 11 zu unterhalten schien.
„Na da bist du ja.“, begrüßte er mich, als er mich heran treten sah „Darf ich euch bekannt machen? Juwel, Sunshine (die Tribute aus 1), Logan, Kyra (die Tribute aus 2), Jill (das Mädchen aus 7) und Spencer (der Junge aus 11). … Und dies ist Annie.“
„Hast die Trainer mit ihren Schlägern gut ins Schwitzen gebracht.“, stellte Kyra feixend fest.
Sie machte einen berechnenden Eindruck, verfügte aber zugleich über angenehm warme, braune Augen und beinah so dunkle lange Haare wie ich.
„Kann deine kleine Meeresgöttin auch kämpfen?“, erkundigte sich Logan bissig und süffisant grinsend bei Frances und am Liebsten hätte ich ihm dafür eins auf die Nase gegeben, konnte mich aber eines Besseren besinnen.
Dennoch war ich wütend, denn für was hielt der sich?
Die Anderen grinsten aber auch nur so blöd und Jill, welche einen wirklich eisigen Blick drauf hatte, wo ihre hellblauen Augen wirklich hilfreich bei waren meinte dann auch noch zu allem Überfluss, dass Frances und ich wirklich ein süßes Pärchen abgeben würden.
„Wir sind kein Paar!“, entfuhr es nun Frances, dem es nun wohl auch zu weit ging, aber so wie er es sagte und in die Runde guckte, hätte ich ihm gern irgendetwas über den Kopf gezogen.
Als wenn es so absurd war mich attraktiv zu finden oder so.
„Na dann können die Kleine und ich ja ein wenig Spaß haben in der letzten Zeit.“, stellte Logan lachend fest und kassierte nun doch mal eine Kopfnuss.
Diese stammte von Kyra, die das Ganze wohl einfach fehl am Platz fand.
Böse funkelte Logan sie an, aber da wir bereits die Aufmerksamkeit der Trainer auf uns gezogen hatten, hielt er sich zurück.
„Jetzt mal Butter bei die Fische ...“, unterbrach Frances die angespannte Situation „Wir sind doch gerade alle hier, weil wir über ein Bündnis miteinander nachdenken und da sollte man schon schauen, was wer kann und ob das Ganze Sinn macht oder nicht?
„Der Häuptling hat gesprochen.“, johlte Juwel, warf den Kopf vor Lachen leicht zurück und fuhr sich durch seine langen, blonden Haare.
Ich mochte den Typ nicht.
Aber angesichts der Tatsache, dass wir schon bald beinah alle tot sein würden, war es wohl auch nicht wichtig sich zu mögen.
Um Freunde zu finden, war das Trainingscenter der Hungerspiele eindeutig der falsche Ort!
Suzi hätte ihm gewiss längst gezeigt was sie von eingebildeten Typen wie ihm oder Logan hielt, aber sie war ja nicht da.
Mir wurde ganz schwer ums Herz.
Ob ich sie je würde wiedersehen können?
Ein schwerer Kloß machte sich in meinem Hals breit.
Dafür brauchte es wohl ein Wunder.
Innerlich rang ich um Fassung und darum nicht los zu heulen, aber es half alles nichts.
Ich konnte nicht mehr!
Mit der leisen Anmerkung mich nur kurz frisch machen zu wollen lief ich zu den sanitären Anlagen, wo ich die Tür hinter mir schloss, mich an der Wand hinunter gleiten ließ und einfach nur bitterlich heulte.
Es schüttelte mich durch den ganzen Körper und ich musste mir auf die Unterlippe beißen, um nicht laut zu schreien.
Meine Arme schlang ich um meine Beine und ich kam mir so verloren vor.
Angst breitete sich immer mehr in mir aus, überrollte mich regelrecht und ich verstand einfach nicht, wie die Anderen so gefasst sein konnten.
Hatten sie die reelle Gefahr noch nicht realisiert?
Warum wollte überhaupt jemand bei den Hungerspielen mitmachen?
All jene, die sich freiwillig meldeten hatten doch eine Schraube locker.
Natürlich hatte ich mich von Zeit zu Zeit mitreißen lassen, aber doch nur, um nicht vor den Anderen mein Gesicht zu verlieren, wie ein Schwächling zu wirken und meine Mutter hatte es sich ja auch immer gewünscht aus der Fischfabrik heraus zu kommen.
Doch nun würde sie ihre Tochter verlieren und müsste dennoch auf ewig in der Fabrik weiter arbeiten.
Die Hungerspiele hatten noch nicht einmal angefangen und ich hatte meinen Mut verloren.
Ich taugte nicht zum Mitglied in einem solchen Bündnis, wie es Frances gerade plante und ich taugte schon gar nicht zu einem Sieger.
Jene, welche unsere Verbündeten würden, waren einfach stärker und vor allem selbstsicher.
Ob unter den Jüngeren noch irgendwo eine reale Gefahr drohte war schwer zu sagen, denn Finnick war auch erst 14 gewesen, als er gewonnen hatte.
Das Alter sagte also nicht gänzlich etwas über die Siegeschancen aus.
Wie aber waren meine Chancen?
Ruckartig stand ich auf, trat zum Waschbecken hinüber, klatschte mir kaltes Wasser ins Gesicht und schimpfte mit mir:
„Annie, reiß dich zusammen! Wenn du eine Chance haben möchtest, dann gilt es Fassung zu bewahren!“
Nur war das deutlich einfacher gesagt als getan.
Einige Male klatschte ich mir noch Wasser ins Gesicht, spülte meinen Mund durch, atmete tief ein und aus und beschloss nicht länger warten zu dürfen.
Mit schnell pochendem Herzen verließ ich die sanitären Anlagen und kehrte zu den anderen Tributen zurück.
Beinah alle waren wieder an irgendwelchen Stationen beschäftigt und so machte ich mich selber auf den Weg zum Nahkampf, wo gerade keiner sonst war.
Bevor ich jedoch mit dem Trainer anfangen konnte, packte mich Frances grob an der Schulter und sah mich durchdringend an:
„Was soll der Scheiß?“
Es war nicht zu ignorieren, dass er wahnsinnig wütend auf mich war.
„Wenn du dich umbringen lassen willst, dann sag es mir, dann halte ich dich aus dem Bündnis raus und verschaffe dir direkt zum Start einen schnellen Tot, aber wenn du auch nur ein wenig darauf pochst wieder nach Hause zu können, dann reiß dich zusammen!“
Fassungslos sah ich ihm ins Gesicht und es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte nun vor allen im Trainingscenter geheult.
Stattdessen atmete ich tief durch, schubste Frances von mir weg und griff den Trainer so unvorbereitet mit einer Mischung aus Schlag und Tritt an, dass er direkt auf dem Boden lag.
Tat mir ja durchaus ein wenig leid, aber ich war gerade gut geladen.
Wut, Verzweiflung, … alles tat seinen Teil.
Wirkliche Technik gab es bei meinen Angriffen nicht.
Es war eben etwas was man sich aneignete, wenn man am Strand zum Spaß kämpfte, so wie es alle taten.
Am Strand landete man auf jeden Fall weicher, als auf der harten Trainingsmatte.
Leise stöhnte ich auf, als ich unsanft in Rückenlage befördert wurde, doch ich schluckte den Schmerz hinunter, denn nachdem wie sich Frances aufgeführt hatte, war ich mir recht sicher, dass mich Einige im Auge behielten.
Da wollte ich mir nicht gänzlich die Blöße geben oder gar schwach erscheinen.
Eine gefühlte Ewigkeit und Stürze später, befand ich mich wieder mit Frances zusammen.
Wir waren im Aufzug nach oben.
„Wir sind im Bündnis drin.“, teilte er mir trocken mit, was mich doch ein wenig Stolz empfinden ließ.
Entweder hatte er sich tüchtig für mich eingesetzt oder ich hatte doch ein wenig Eindruck hinterlassen.
„Hast dich zum Glück wieder gefangen.“, brummte mein Distriktkamerad.
Tief atmete ich durch.
Viel zu schnell erreichten wir unser Stockwerk und wir traten aus dem Aufzug.
„Hast du denn gar keine Angst?“, hauchte ich ihm eine Frage zu, die mir seit der Auslosung durch den Kopf ging.
Bevor Frances jedoch hätte antworten können, wuselte Holly Heart auf uns zu.
„Da seid ihr ja, Kinder.“, meinte sie in ihrer hysterischen Art „Es gibt noch so viel zu tun und zu besprechen. Wie war das Training? Habt ihr es den Anderen gezeigt, was die 4 vorzuweisen hat?“
„Lass sie doch erst einmal oben ankommen.“
Das war Finnick.
Er trat gemächlich näher, hatte einen Apfel in der Hand, biss davon ab und musterte Frances und mich eingehend.
„Ich denke eine halbe Stunde Pause wäre angebracht.“, meinte er vollkommen gelassen, während Holly zu kreischen begann, was denn noch alles zu tun sei „Danach schauen wir mal, dass wir ein wenig über Taktiken rede.“
Taktiken, ging es mir durch den Kopf, während ich es mir mit etwas Saft und Brot auf einem Sofa gemütlich machte.
Ob es wirklich eine Taktik gab, welche für mein Überleben hilfreich war?
Dumm war wohl einfach, dass die anderen Tribute auch taktische Berater hatten.
Finnick trat näher und ließ sich neben mir nieder.
Irgendwie wurde mir ganz eigenwillig zumute.
Aus der Nähe sah er einfach noch besser aus und er hatte diese Ausstrahlung, welche nicht in Worte zu fassen war.
Er wusste, wie es in der Arena war, kannte wahrscheinlich all meine Ängste, auch wenn ich bezweifelte, dass er vor der Arena zusammengebrochen war.
Und doch fühlte ich mich unwillkürlich wohler, als er so bei mir saß.
„Verzeih bitte, das Mags sich gerade so rar macht.“, sprach er mich an und lächelte entschuldigend, während ich ihn verdutzt anschaute, denn bei all den Ereignissen war es mir noch nicht ganz aufgefallen, dass meine Mentorin fehlte.
„Ihr geht es nicht so gut.“, erklärte Finnick „Aber ich kümmere mich schon um euch. Keine Sorge.“
Aufmunternd zwinkerte er mir zu und irgendwie wurde mir gleich leichter ums Herz, obgleich ich mich fragte, ob man sich um Mags Sorgen machen musste.
Die Jüngste war sie ja immerhin nicht mehr.
Ich schüttelte den Gedanken ab, denn ich sollte mir lieber um mich selber sorgen.
Egal was der alten Mags nun fehlte, sie war gewiss gut versorgt, aber ich konnte wohl schwerlich ein Team von Spezialisten mit in die Arena nehmen.
Erschöpft, besorgt und nachdenklich wie ich war ließ ich den Tag auf dem Sofa an der Seite von Finnick ausklingen.
Ab und an schauten Holly oder Frances mal vorbei, aber ihnen schienen jeweils genug eigene Sachen durch den Kopf zu gehen und immer wieder hörte ich das Wort „Taktik“ herum schwirren, wofür ich aber einfach nicht mehr den Kopf für hatte und so bekamen weder Frances noch Holly mit, wie mir irgendwann der Kopf vor Müdigkeit zur Seite kippte und Finnick mich schließlich in mein Schlafzimmer trug und behutsam zudeckte.
Wirklich viel bekam ich davon auch nicht mit, aber mir war ganz seltsam wohlig dabei.
Zwar hoffte ich noch auf ein Bündnis mit 1 und 2 und somit darauf auf die Vorräte am Füllhorn zurück greifen zu können, aber wirklich darauf verlassen durfte man sich ja auch nicht und was was wichtiger als zu wissen, wie man ohne die Vorräte vom Füllhorn etwas zwischen die Zähne bekam?
Oft genug hatte es Tote durch Vergiftung gegeben, denn früher oder später trieb der Hunger einen jeden dazu unvorsichtig zu werden.
Zu jenen wollte ich nicht gehören.
Blieb nur zu hoffen, dass es in der Arena ausreichend Pflanzen oder Insekten gab, welche gegessen werden konnten.
In der Pause suchte ich die Nähe zu Frances, welcher sich mit den Tributen aus 1 und 2, aber auch mit dem Mädchen aus 7 und dem Jungen aus 11 zu unterhalten schien.
„Na da bist du ja.“, begrüßte er mich, als er mich heran treten sah „Darf ich euch bekannt machen? Juwel, Sunshine (die Tribute aus 1), Logan, Kyra (die Tribute aus 2), Jill (das Mädchen aus 7) und Spencer (der Junge aus 11). … Und dies ist Annie.“
„Hast die Trainer mit ihren Schlägern gut ins Schwitzen gebracht.“, stellte Kyra feixend fest.
Sie machte einen berechnenden Eindruck, verfügte aber zugleich über angenehm warme, braune Augen und beinah so dunkle lange Haare wie ich.
„Kann deine kleine Meeresgöttin auch kämpfen?“, erkundigte sich Logan bissig und süffisant grinsend bei Frances und am Liebsten hätte ich ihm dafür eins auf die Nase gegeben, konnte mich aber eines Besseren besinnen.
Dennoch war ich wütend, denn für was hielt der sich?
Die Anderen grinsten aber auch nur so blöd und Jill, welche einen wirklich eisigen Blick drauf hatte, wo ihre hellblauen Augen wirklich hilfreich bei waren meinte dann auch noch zu allem Überfluss, dass Frances und ich wirklich ein süßes Pärchen abgeben würden.
„Wir sind kein Paar!“, entfuhr es nun Frances, dem es nun wohl auch zu weit ging, aber so wie er es sagte und in die Runde guckte, hätte ich ihm gern irgendetwas über den Kopf gezogen.
Als wenn es so absurd war mich attraktiv zu finden oder so.
„Na dann können die Kleine und ich ja ein wenig Spaß haben in der letzten Zeit.“, stellte Logan lachend fest und kassierte nun doch mal eine Kopfnuss.
Diese stammte von Kyra, die das Ganze wohl einfach fehl am Platz fand.
Böse funkelte Logan sie an, aber da wir bereits die Aufmerksamkeit der Trainer auf uns gezogen hatten, hielt er sich zurück.
„Jetzt mal Butter bei die Fische ...“, unterbrach Frances die angespannte Situation „Wir sind doch gerade alle hier, weil wir über ein Bündnis miteinander nachdenken und da sollte man schon schauen, was wer kann und ob das Ganze Sinn macht oder nicht?
„Der Häuptling hat gesprochen.“, johlte Juwel, warf den Kopf vor Lachen leicht zurück und fuhr sich durch seine langen, blonden Haare.
Ich mochte den Typ nicht.
Aber angesichts der Tatsache, dass wir schon bald beinah alle tot sein würden, war es wohl auch nicht wichtig sich zu mögen.
Um Freunde zu finden, war das Trainingscenter der Hungerspiele eindeutig der falsche Ort!
Suzi hätte ihm gewiss längst gezeigt was sie von eingebildeten Typen wie ihm oder Logan hielt, aber sie war ja nicht da.
Mir wurde ganz schwer ums Herz.
Ob ich sie je würde wiedersehen können?
Ein schwerer Kloß machte sich in meinem Hals breit.
Dafür brauchte es wohl ein Wunder.
Innerlich rang ich um Fassung und darum nicht los zu heulen, aber es half alles nichts.
Ich konnte nicht mehr!
Mit der leisen Anmerkung mich nur kurz frisch machen zu wollen lief ich zu den sanitären Anlagen, wo ich die Tür hinter mir schloss, mich an der Wand hinunter gleiten ließ und einfach nur bitterlich heulte.
Es schüttelte mich durch den ganzen Körper und ich musste mir auf die Unterlippe beißen, um nicht laut zu schreien.
Meine Arme schlang ich um meine Beine und ich kam mir so verloren vor.
Angst breitete sich immer mehr in mir aus, überrollte mich regelrecht und ich verstand einfach nicht, wie die Anderen so gefasst sein konnten.
Hatten sie die reelle Gefahr noch nicht realisiert?
Warum wollte überhaupt jemand bei den Hungerspielen mitmachen?
All jene, die sich freiwillig meldeten hatten doch eine Schraube locker.
Natürlich hatte ich mich von Zeit zu Zeit mitreißen lassen, aber doch nur, um nicht vor den Anderen mein Gesicht zu verlieren, wie ein Schwächling zu wirken und meine Mutter hatte es sich ja auch immer gewünscht aus der Fischfabrik heraus zu kommen.
Doch nun würde sie ihre Tochter verlieren und müsste dennoch auf ewig in der Fabrik weiter arbeiten.
Die Hungerspiele hatten noch nicht einmal angefangen und ich hatte meinen Mut verloren.
Ich taugte nicht zum Mitglied in einem solchen Bündnis, wie es Frances gerade plante und ich taugte schon gar nicht zu einem Sieger.
Jene, welche unsere Verbündeten würden, waren einfach stärker und vor allem selbstsicher.
Ob unter den Jüngeren noch irgendwo eine reale Gefahr drohte war schwer zu sagen, denn Finnick war auch erst 14 gewesen, als er gewonnen hatte.
Das Alter sagte also nicht gänzlich etwas über die Siegeschancen aus.
Wie aber waren meine Chancen?
Ruckartig stand ich auf, trat zum Waschbecken hinüber, klatschte mir kaltes Wasser ins Gesicht und schimpfte mit mir:
„Annie, reiß dich zusammen! Wenn du eine Chance haben möchtest, dann gilt es Fassung zu bewahren!“
Nur war das deutlich einfacher gesagt als getan.
Einige Male klatschte ich mir noch Wasser ins Gesicht, spülte meinen Mund durch, atmete tief ein und aus und beschloss nicht länger warten zu dürfen.
Mit schnell pochendem Herzen verließ ich die sanitären Anlagen und kehrte zu den anderen Tributen zurück.
Beinah alle waren wieder an irgendwelchen Stationen beschäftigt und so machte ich mich selber auf den Weg zum Nahkampf, wo gerade keiner sonst war.
Bevor ich jedoch mit dem Trainer anfangen konnte, packte mich Frances grob an der Schulter und sah mich durchdringend an:
„Was soll der Scheiß?“
Es war nicht zu ignorieren, dass er wahnsinnig wütend auf mich war.
„Wenn du dich umbringen lassen willst, dann sag es mir, dann halte ich dich aus dem Bündnis raus und verschaffe dir direkt zum Start einen schnellen Tot, aber wenn du auch nur ein wenig darauf pochst wieder nach Hause zu können, dann reiß dich zusammen!“
Fassungslos sah ich ihm ins Gesicht und es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte nun vor allen im Trainingscenter geheult.
Stattdessen atmete ich tief durch, schubste Frances von mir weg und griff den Trainer so unvorbereitet mit einer Mischung aus Schlag und Tritt an, dass er direkt auf dem Boden lag.
Tat mir ja durchaus ein wenig leid, aber ich war gerade gut geladen.
Wut, Verzweiflung, … alles tat seinen Teil.
Wirkliche Technik gab es bei meinen Angriffen nicht.
Es war eben etwas was man sich aneignete, wenn man am Strand zum Spaß kämpfte, so wie es alle taten.
Am Strand landete man auf jeden Fall weicher, als auf der harten Trainingsmatte.
Leise stöhnte ich auf, als ich unsanft in Rückenlage befördert wurde, doch ich schluckte den Schmerz hinunter, denn nachdem wie sich Frances aufgeführt hatte, war ich mir recht sicher, dass mich Einige im Auge behielten.
Da wollte ich mir nicht gänzlich die Blöße geben oder gar schwach erscheinen.
Eine gefühlte Ewigkeit und Stürze später, befand ich mich wieder mit Frances zusammen.
Wir waren im Aufzug nach oben.
„Wir sind im Bündnis drin.“, teilte er mir trocken mit, was mich doch ein wenig Stolz empfinden ließ.
Entweder hatte er sich tüchtig für mich eingesetzt oder ich hatte doch ein wenig Eindruck hinterlassen.
„Hast dich zum Glück wieder gefangen.“, brummte mein Distriktkamerad.
Tief atmete ich durch.
Viel zu schnell erreichten wir unser Stockwerk und wir traten aus dem Aufzug.
„Hast du denn gar keine Angst?“, hauchte ich ihm eine Frage zu, die mir seit der Auslosung durch den Kopf ging.
Bevor Frances jedoch hätte antworten können, wuselte Holly Heart auf uns zu.
„Da seid ihr ja, Kinder.“, meinte sie in ihrer hysterischen Art „Es gibt noch so viel zu tun und zu besprechen. Wie war das Training? Habt ihr es den Anderen gezeigt, was die 4 vorzuweisen hat?“
„Lass sie doch erst einmal oben ankommen.“
Das war Finnick.
Er trat gemächlich näher, hatte einen Apfel in der Hand, biss davon ab und musterte Frances und mich eingehend.
„Ich denke eine halbe Stunde Pause wäre angebracht.“, meinte er vollkommen gelassen, während Holly zu kreischen begann, was denn noch alles zu tun sei „Danach schauen wir mal, dass wir ein wenig über Taktiken rede.“
Taktiken, ging es mir durch den Kopf, während ich es mir mit etwas Saft und Brot auf einem Sofa gemütlich machte.
Ob es wirklich eine Taktik gab, welche für mein Überleben hilfreich war?
Dumm war wohl einfach, dass die anderen Tribute auch taktische Berater hatten.
Finnick trat näher und ließ sich neben mir nieder.
Irgendwie wurde mir ganz eigenwillig zumute.
Aus der Nähe sah er einfach noch besser aus und er hatte diese Ausstrahlung, welche nicht in Worte zu fassen war.
Er wusste, wie es in der Arena war, kannte wahrscheinlich all meine Ängste, auch wenn ich bezweifelte, dass er vor der Arena zusammengebrochen war.
Und doch fühlte ich mich unwillkürlich wohler, als er so bei mir saß.
„Verzeih bitte, das Mags sich gerade so rar macht.“, sprach er mich an und lächelte entschuldigend, während ich ihn verdutzt anschaute, denn bei all den Ereignissen war es mir noch nicht ganz aufgefallen, dass meine Mentorin fehlte.
„Ihr geht es nicht so gut.“, erklärte Finnick „Aber ich kümmere mich schon um euch. Keine Sorge.“
Aufmunternd zwinkerte er mir zu und irgendwie wurde mir gleich leichter ums Herz, obgleich ich mich fragte, ob man sich um Mags Sorgen machen musste.
Die Jüngste war sie ja immerhin nicht mehr.
Ich schüttelte den Gedanken ab, denn ich sollte mir lieber um mich selber sorgen.
Egal was der alten Mags nun fehlte, sie war gewiss gut versorgt, aber ich konnte wohl schwerlich ein Team von Spezialisten mit in die Arena nehmen.
Erschöpft, besorgt und nachdenklich wie ich war ließ ich den Tag auf dem Sofa an der Seite von Finnick ausklingen.
Ab und an schauten Holly oder Frances mal vorbei, aber ihnen schienen jeweils genug eigene Sachen durch den Kopf zu gehen und immer wieder hörte ich das Wort „Taktik“ herum schwirren, wofür ich aber einfach nicht mehr den Kopf für hatte und so bekamen weder Frances noch Holly mit, wie mir irgendwann der Kopf vor Müdigkeit zur Seite kippte und Finnick mich schließlich in mein Schlafzimmer trug und behutsam zudeckte.
Wirklich viel bekam ich davon auch nicht mit, aber mir war ganz seltsam wohlig dabei.
Kapitel 5 - Punktevergabe
Noch drei weitere Tage verbrachten Frances und ich den Großteil des Tages im Training und während ich die Gegner zunehmend einzuschätzen, aber auch zu fürchten lernte, bei allem, was die so drauf hatten, gewann ich auch an Respekt bei meinen Bündniskameraden.
Nun gut bei Jill war davon nicht viel zu spüren und Logan zog mich gemeinsam mit Juwel nach wie vor auf, aber der Tonfall hatte sich verändert und vor allem die Blicke, die sie mir dabei zuwarfen.
Selbst Frances hatte es begonnen zu unterlassen mich an zu knurren, denn ich bot ihm einfach nicht mehr die Angriffsfläche wie am ersten Tag.
Nicht, dass ich mich damit abgefunden hätte ein Tribut zu sein oder keine Angst mehr vor dem beinah sicheren Tod hatte, aber ich hatte für mich einen Weg gefunden damit umzugehen.
Während der Trainingseinheiten zeigte ich mich somit von meiner kämpferischen Seite, ging verbalen Konfrontationen nicht aus dem Weg, sondern ging in die Gegenoffensive und abends, wenn alle schlafen gingen, kugelte ich mich unter meiner Bettdecke zusammen und heulte was das Zeug hielt.
Es war der Stolz meiner Mutter, der mich das Ganze bei Tage aufrecht stehend durchhalten ließ, während mich bei Nacht die Ängste und Verzweiflung heimsuchten.
Jede Nacht hatte ich zunehmend Probleme einzuschlafen, durchlebte übelste Albträume in denen immer wieder Bilder früherer Hungerspiele auftauchten und zunehmend schien ich zu eben diesen Tributen zu werden, welche auf verschiedenste Weise abgeschlachtet wurden.
In einer Nacht schlief ich so dermaßen schlecht, dass ich schreiend und Schweiß gebadet aufwachte.
Keuchend und panisch sah ich um mich, versuchte zu realisieren wo ich war und dass ich noch keiner wirklichen Gefahr ausgesetzt war.
„Du musst lernen vor dem Schlafengehen mehr zur Ruhe zu kommen.“, vernahm ich Finnicks Stimme, welcher im Schlafanzug in der Tür stand.
Ob ich ihn geweckt hatte und wer mein Schreien sonst noch gehört hatte, konnte ich nicht klar sagen, aber irgendwie tat es unwahrscheinlich gut ihn dort bei mir im Zimmer zu haben.
„Ich packe das einfach nicht.“, gab ich schluchzend hervor „Ich versuche stark zu sein, gebe beim Training alles was ich kann, aber ich bin nicht wie die Anderen. … Ich bin nicht wie du.“
Ein leises, beinah trauriges Lachen war die Folge.
„Vielleicht ist das auch besser so.“, sagte Finnick, trat nun näher an mich heran, nahm auf der Bettkante Platz und strich mir leicht über eine meiner zittrigen Hände.
„Wichtig ist nur, dass du dich in der Arena nicht geschlagen gibst.“, erklärte er und sah mich eindringlich an „Halte dich zu Anfang an Frances und schau später, dass du dich nicht in die Fallen der Anderen locken lässt. Du weißt wie das Fischen funktioniert. Du darfst nicht zu einem Fisch werden! Sei der Fischer oder versuch deinen Kopf anderweitig über Wasser zu halten. … Und ich versuche von außen dir und Frances so gut es geht zu helfen.“
Dankbar lächelte ich ihn an, stutzte nun aber doch.
„Was ist mit Mags?“, erkundigte ich mich.
„Sie wird morgen wohl wieder dabei sein.“, versicherte mir Finnick, doch sein Lächeln wirkte arg besorgt und bedrückt.
Allerdings traute ich mich nicht nachzufragen, was nun los gewesen war.
Einer der wohl wichtigsten Momente vor der Arena rückte merklich näher, denn wir alle mussten einzeln vor die Spielemacher treten und hatten maximal eine Viertelstunde dafür Zeit, um unser Talent unter Beweis zu stellen.
Später würden wir dann im Fernsehen unsere jeweiligen Punkte erfahren und auch wenn man sich schwächer präsentieren konnte, als man wirklich war, so konnten die Punkte ausschlaggebend dafür sein, wer was für eine Unterstützung zu erwarten hatte, denn wer unterstützte schon einen Verlierer?
Frances war sich auf jeden Fall sehr sicher, mit was er die Spielmacher beeindrucken wollte und er brauchte gar nichts zu sagen, denn ich wusste, dass er sich dem Dreizack verschrieben hatte.
Jeden Tag hatte er damit trainiert und er musste sich von niemandem Sticheleien anhören.
Ein paar der jüngeren Jungs hatten ihm sogar leicht fasziniert zugesehen, bevor sie sich wieder ihrem eigenen Training zugewandt hatten.
Mir selber war noch nicht ganz so klar, was ich nun präsentieren wollte, allerdings war ich recht brauchbar mit dem Messer geworden, wenn auch nicht so gut wie Jill.
Das schaffte wohl eh niemand.
Wirklich gut war ich eigentlich nur im Knüpfen von Knoten, Fallen oder Netzen und dem Zuordnen von essbaren Pflanzen und Insekten.
Aber damit beeindruckte ich wohl niemanden.
Am zweiten Tag hatte ich mich ja auch mal mit Pfeil und Bogen probiert, denn Bogenschießen war für die Jagd gewiss vorteilhaft, aber damit hätte ich mich beinah selbst außer Gefecht gesetzt und das hätte wohl höchstens den Effekt, dass die Spielmacher die Regelung einführten Minuspunkte zu verteilen.
Nein, der Bogen war keine Waffe für mich.
Mein Herz klopfte wie wild und immer wieder knibbelte ich an den Nähten meines Outfits herum.
Zuerst waren die Tribute aus den Distrikten 1 bis 3 dran und dann Frances.
„Hau sie um.“, gab ich ihm noch mit auf den Weg, aber daran hegte ich ohnehin keinen Zweifel.
Von ihm würden sie begeistert sein müssen.
Das ging gar nicht anders.
Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis ich aufgerufen wurde und mir das Herz regelrecht in die Hose zu rutschen schien.
Noch immer hatte ich keine Ahnung was ich präsentieren sollte und dementsprechend nervös trat ich ein.
Den Blick ließ ich nur kurz über die Spielmacher schweifen, als diese mich begrüßten und aufforderten los zu legen.
Was um alles in der Welt sollte ich tun?
Kämpfen?
Aber mit was?
Schließlich blieb mein Blick an den Seilen hängen, welche es an der Station zum Knoten machen und Fallenstellen gab und schon hatte ich eine Idee, welche zu mir passte.
So schnell ich konnte, begann ich aus mehreren langen Seilen ein Netz zu knüpfen, warf ein paar am Netz hängenden und mit Messern beschwerten Seile hinauf, zog sie wieder hinunter und befestigte sie an einer Metallstange, welche von einer Station her ganz praktisch stand und werkelte hier und da noch ein wenig herum.
Perfekt war das Netz bei Weitem nicht, aber dazu hatte die Zeit einfach nicht gereicht.
Dann holte ich von dem Tarnungsstand Laub, versteckte das Netz darunter und warf zu guter Letzt einen der Dummys welche als Zielvorrichtung beim Messerwerfen gedient hatten auf mein Werk am Boden.
Zeit für Zweifel, ob das Ganze funktionierte blieben nicht, denn schon schoss das Netz mit dem Dummy hinauf und blieb unter der Decke hängen.
Nun traute ich mich auch die Spielmacher anzuschauen, welche mich und meine Falle eingehend musterten, dann nickten und sich für meine Darbietung bedankten.
Ich hatte zu gehen.
„Und was habt ihr vorgeführt?“, erkundigte sich Holly Heart aufgeregt bei Frances und mir, als wir etwas später alle zusammen in unserem Stockwerk saßen.
„Ich habe eine Kombination aus Dreizack- und Messerwerfen gezeigt.“, erklärte Frances und wirkte sehr zufrieden mit sich, was er gewiss auch sein konnte.
„Und du Liebes?“
Holly sah mich mit ihren grell geschminkten Lippen lächelnd an.
„Hab ne Falle gebaut.“, nuschelte ich und wurde von allen etwas verwirrt angeschaut.
„Kein Waffengebrauch?“, hakte Finnick nach.
Ich schüttelte den Kopf und Frances schlug sich mit der Hand gegen die Stirn, verdrehte die Augen und grummelte genervt vor sich hin.
Mir war klar, dass ich wohl nicht die Verbündete war, die er gern gehabt hätte.
„Hat sie denn funktioniert?“, erkundigte sich Finnick, welcher darum bemüht wirkte, dass ich nicht wieder zu heulen anfing.
Er musste sich mit mir gestraft fühlen.
Eine Tributin wie ich war wohl nicht das, was sich ein Mentor wünschte.
Bis zum Abendessen herrschte recht schweigsame Stimmung.
Holly Heart raufte sich immer wieder die Haare und betonte wie sehr sie hoffe, dass ich mein Potential auch wirklich ausgeschöpft hätte.
Die Blicke von Frances mied ich lieber, denn ich wusste, dass er mich am Liebsten bereits mit dem Brotmesser erledigt hätte.
All sein Bemühen mich mit ins Bündnis zu bekommen musste für ihn wie vergeudet vorkommen.
Finnick versuchte zwar von Zeit zu Zeit ein Gespräch in Gang zu bringen, allerdings schien auch er in Gedanken vertieft zu sein.
Gerade als wir hinüber zum Fernseher gehen wollten, um uns unsere Punkte anzuschauen tauchte Mags wieder auf.
Sie sah grauenvoll aus, machte einen vollkommen mitgenommenen Eindruck und ihre Gesichtszüge wirkten etwas verformt.
„Mags ...“, entfuhr es Finnick, welcher direkt auf die alte Frau zu eilte, sie bei der Hand griff und die Mentorin einfach kurz an sich drückte.
Kurz darauf half er ihr zum Sofa hinüber, wo sie sich vorsichtig nieder ließ.
Ihre Schritte wirkten alles andere als sicher und ich fragte mich ernsthaft, was geschehen war.
Sie lächelte nicht, sagte nichts und wirkte auch sonst nicht die zu sein, die sie bei unserer Begrüßung vor wenigen Tagen noch gewesen war.
Bevor ich dementsprechend aber auch nur eine Frage hatte stellen können sprang der Fernseher an und Claudius Templesmith begrüßte uns zur Punktevergabe der diesjährigen Hungerspiele.
Anspannung machte sich in mir breit, obgleich ich genau wusste eh nichts mehr ändern zu können.
Was auch immer ich an Punkten bekam, es war nicht mehr zu ändern.
12 Waren möglich, aber ich konnte mich nicht erinnern, dass diese je von einem Tribut erreicht worden seien.
Es wurden stets nacheinander ein Foto des Tributs und dann die Punkte angezeigt.
Juwel und Kyra schafften es jeweils auf herausragende 10 Punkte, Sunshine noch auf 9 und selbst Logan hatte 8 bekommen, die aber vermutlich an seinem Stolz kratzten, da er sich ja sonst so wichtig nahm.
Die Tribute aus Distrikt drei hatten 7 und 4 Punkte erhalten, was mir aber recht egal war.
In mir herrschte totales Chaos und das wurde auch nicht besser, als Frances bei seinen 9 Punkten erleichtert aufatmete.
Als nächstes waren meine dran und wie nicht anders zu erwarten war, hielten sie sich längst nicht so weit oben auf.
5 Punkte.
Frances fluchte und musste erst einmal auf und ab laufen, während ich mich mühte mich ganz klein zu machen.
Sechs oder sieben hätte ich auch nett gefunden, ging es mir nur durch den Kopf, aber anscheinend hatte ich die Spielmacher nicht sonderlich beeindrucken können.
Finnick rang sich zu einem aufmunternden Lächeln durch, verbot Holly mit einem finsteren Blick, den ich ihm nicht zugetraut hätte auch nur einen Mucks zu sagen und Mags tätschelte mir sacht meine Hand.
Meine Mentoren schienen Mitleid mit mir zu haben und das tat mehr weh als alle Beschimpfungen, die Frances sich gerade mühte herunter zu schlucken.
Er gab immerhin offen und ehrlich zu, dass ich meine Chancen zunehmend verspielt hatte, ihm nur eine Last war und eh nicht lange überleben würde.
Die Punkte für die anderen Tribute bekam ich überwiegend gar nicht mit.
Bloß bei Jill registrierte ich, dass sie mit 11 Punkten die Beste war, denn da hielten alle Anderen im Raum den Atem an.
Was sie wohl zu bieten gehabt hatte?
Doch sie konnte immerhin mit Waffen richtig umgehen und sich in eine Kampfsituation hinein steigern.
„Ich denke wir sollten nun alle schlafen gehen.“, riss mich Holly Heart aus den trüben Gedankengängen „Morgen ist viel zu tun und da sollten wir wohl alle ausgeschlafen sein.“
Einen Moment überlegte ich wovon sie redete, aber dann fiel mir ein, dass ja noch die Interviews mit Caesar Flickerman ausstanden.
Die hatte ich vollkommen verdrängt gehabt und gerade nachdem ich nur 5 Punkte erhalten hatte, wollte ich lieber direkt von jemandem erstochen werden, anstatt mich auch noch auf einer Bühne lächerlich zu machen.
Finnick wünschte uns eine gute Nacht, Mags nickte uns zu und so verschwanden Frances und ich zu den Schlafzimmern.
„Das hast du echt toll hinbekommen.“, knurrte er mich an „Bleibt nur zu hoffen, dass die Anderen dich trotzdem noch dabei haben wollen.“
„Ich schaff es auch ohne euch!“, gab ich bissig zurück ohne drüber nachzudenken und verschwand in meinem Schlafzimmer, wo ich mich direkt unter die Bettdecke verkroch und einfach nur sterben wollte.
Ein kleiner Herzinfarkt bei Nacht wäre doch sehr erstrebenswert.
Nun gut bei Jill war davon nicht viel zu spüren und Logan zog mich gemeinsam mit Juwel nach wie vor auf, aber der Tonfall hatte sich verändert und vor allem die Blicke, die sie mir dabei zuwarfen.
Selbst Frances hatte es begonnen zu unterlassen mich an zu knurren, denn ich bot ihm einfach nicht mehr die Angriffsfläche wie am ersten Tag.
Nicht, dass ich mich damit abgefunden hätte ein Tribut zu sein oder keine Angst mehr vor dem beinah sicheren Tod hatte, aber ich hatte für mich einen Weg gefunden damit umzugehen.
Während der Trainingseinheiten zeigte ich mich somit von meiner kämpferischen Seite, ging verbalen Konfrontationen nicht aus dem Weg, sondern ging in die Gegenoffensive und abends, wenn alle schlafen gingen, kugelte ich mich unter meiner Bettdecke zusammen und heulte was das Zeug hielt.
Es war der Stolz meiner Mutter, der mich das Ganze bei Tage aufrecht stehend durchhalten ließ, während mich bei Nacht die Ängste und Verzweiflung heimsuchten.
Jede Nacht hatte ich zunehmend Probleme einzuschlafen, durchlebte übelste Albträume in denen immer wieder Bilder früherer Hungerspiele auftauchten und zunehmend schien ich zu eben diesen Tributen zu werden, welche auf verschiedenste Weise abgeschlachtet wurden.
In einer Nacht schlief ich so dermaßen schlecht, dass ich schreiend und Schweiß gebadet aufwachte.
Keuchend und panisch sah ich um mich, versuchte zu realisieren wo ich war und dass ich noch keiner wirklichen Gefahr ausgesetzt war.
„Du musst lernen vor dem Schlafengehen mehr zur Ruhe zu kommen.“, vernahm ich Finnicks Stimme, welcher im Schlafanzug in der Tür stand.
Ob ich ihn geweckt hatte und wer mein Schreien sonst noch gehört hatte, konnte ich nicht klar sagen, aber irgendwie tat es unwahrscheinlich gut ihn dort bei mir im Zimmer zu haben.
„Ich packe das einfach nicht.“, gab ich schluchzend hervor „Ich versuche stark zu sein, gebe beim Training alles was ich kann, aber ich bin nicht wie die Anderen. … Ich bin nicht wie du.“
Ein leises, beinah trauriges Lachen war die Folge.
„Vielleicht ist das auch besser so.“, sagte Finnick, trat nun näher an mich heran, nahm auf der Bettkante Platz und strich mir leicht über eine meiner zittrigen Hände.
„Wichtig ist nur, dass du dich in der Arena nicht geschlagen gibst.“, erklärte er und sah mich eindringlich an „Halte dich zu Anfang an Frances und schau später, dass du dich nicht in die Fallen der Anderen locken lässt. Du weißt wie das Fischen funktioniert. Du darfst nicht zu einem Fisch werden! Sei der Fischer oder versuch deinen Kopf anderweitig über Wasser zu halten. … Und ich versuche von außen dir und Frances so gut es geht zu helfen.“
Dankbar lächelte ich ihn an, stutzte nun aber doch.
„Was ist mit Mags?“, erkundigte ich mich.
„Sie wird morgen wohl wieder dabei sein.“, versicherte mir Finnick, doch sein Lächeln wirkte arg besorgt und bedrückt.
Allerdings traute ich mich nicht nachzufragen, was nun los gewesen war.
Einer der wohl wichtigsten Momente vor der Arena rückte merklich näher, denn wir alle mussten einzeln vor die Spielemacher treten und hatten maximal eine Viertelstunde dafür Zeit, um unser Talent unter Beweis zu stellen.
Später würden wir dann im Fernsehen unsere jeweiligen Punkte erfahren und auch wenn man sich schwächer präsentieren konnte, als man wirklich war, so konnten die Punkte ausschlaggebend dafür sein, wer was für eine Unterstützung zu erwarten hatte, denn wer unterstützte schon einen Verlierer?
Frances war sich auf jeden Fall sehr sicher, mit was er die Spielmacher beeindrucken wollte und er brauchte gar nichts zu sagen, denn ich wusste, dass er sich dem Dreizack verschrieben hatte.
Jeden Tag hatte er damit trainiert und er musste sich von niemandem Sticheleien anhören.
Ein paar der jüngeren Jungs hatten ihm sogar leicht fasziniert zugesehen, bevor sie sich wieder ihrem eigenen Training zugewandt hatten.
Mir selber war noch nicht ganz so klar, was ich nun präsentieren wollte, allerdings war ich recht brauchbar mit dem Messer geworden, wenn auch nicht so gut wie Jill.
Das schaffte wohl eh niemand.
Wirklich gut war ich eigentlich nur im Knüpfen von Knoten, Fallen oder Netzen und dem Zuordnen von essbaren Pflanzen und Insekten.
Aber damit beeindruckte ich wohl niemanden.
Am zweiten Tag hatte ich mich ja auch mal mit Pfeil und Bogen probiert, denn Bogenschießen war für die Jagd gewiss vorteilhaft, aber damit hätte ich mich beinah selbst außer Gefecht gesetzt und das hätte wohl höchstens den Effekt, dass die Spielmacher die Regelung einführten Minuspunkte zu verteilen.
Nein, der Bogen war keine Waffe für mich.
Mein Herz klopfte wie wild und immer wieder knibbelte ich an den Nähten meines Outfits herum.
Zuerst waren die Tribute aus den Distrikten 1 bis 3 dran und dann Frances.
„Hau sie um.“, gab ich ihm noch mit auf den Weg, aber daran hegte ich ohnehin keinen Zweifel.
Von ihm würden sie begeistert sein müssen.
Das ging gar nicht anders.
Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis ich aufgerufen wurde und mir das Herz regelrecht in die Hose zu rutschen schien.
Noch immer hatte ich keine Ahnung was ich präsentieren sollte und dementsprechend nervös trat ich ein.
Den Blick ließ ich nur kurz über die Spielmacher schweifen, als diese mich begrüßten und aufforderten los zu legen.
Was um alles in der Welt sollte ich tun?
Kämpfen?
Aber mit was?
Schließlich blieb mein Blick an den Seilen hängen, welche es an der Station zum Knoten machen und Fallenstellen gab und schon hatte ich eine Idee, welche zu mir passte.
So schnell ich konnte, begann ich aus mehreren langen Seilen ein Netz zu knüpfen, warf ein paar am Netz hängenden und mit Messern beschwerten Seile hinauf, zog sie wieder hinunter und befestigte sie an einer Metallstange, welche von einer Station her ganz praktisch stand und werkelte hier und da noch ein wenig herum.
Perfekt war das Netz bei Weitem nicht, aber dazu hatte die Zeit einfach nicht gereicht.
Dann holte ich von dem Tarnungsstand Laub, versteckte das Netz darunter und warf zu guter Letzt einen der Dummys welche als Zielvorrichtung beim Messerwerfen gedient hatten auf mein Werk am Boden.
Zeit für Zweifel, ob das Ganze funktionierte blieben nicht, denn schon schoss das Netz mit dem Dummy hinauf und blieb unter der Decke hängen.
Nun traute ich mich auch die Spielmacher anzuschauen, welche mich und meine Falle eingehend musterten, dann nickten und sich für meine Darbietung bedankten.
Ich hatte zu gehen.
„Und was habt ihr vorgeführt?“, erkundigte sich Holly Heart aufgeregt bei Frances und mir, als wir etwas später alle zusammen in unserem Stockwerk saßen.
„Ich habe eine Kombination aus Dreizack- und Messerwerfen gezeigt.“, erklärte Frances und wirkte sehr zufrieden mit sich, was er gewiss auch sein konnte.
„Und du Liebes?“
Holly sah mich mit ihren grell geschminkten Lippen lächelnd an.
„Hab ne Falle gebaut.“, nuschelte ich und wurde von allen etwas verwirrt angeschaut.
„Kein Waffengebrauch?“, hakte Finnick nach.
Ich schüttelte den Kopf und Frances schlug sich mit der Hand gegen die Stirn, verdrehte die Augen und grummelte genervt vor sich hin.
Mir war klar, dass ich wohl nicht die Verbündete war, die er gern gehabt hätte.
„Hat sie denn funktioniert?“, erkundigte sich Finnick, welcher darum bemüht wirkte, dass ich nicht wieder zu heulen anfing.
Er musste sich mit mir gestraft fühlen.
Eine Tributin wie ich war wohl nicht das, was sich ein Mentor wünschte.
Bis zum Abendessen herrschte recht schweigsame Stimmung.
Holly Heart raufte sich immer wieder die Haare und betonte wie sehr sie hoffe, dass ich mein Potential auch wirklich ausgeschöpft hätte.
Die Blicke von Frances mied ich lieber, denn ich wusste, dass er mich am Liebsten bereits mit dem Brotmesser erledigt hätte.
All sein Bemühen mich mit ins Bündnis zu bekommen musste für ihn wie vergeudet vorkommen.
Finnick versuchte zwar von Zeit zu Zeit ein Gespräch in Gang zu bringen, allerdings schien auch er in Gedanken vertieft zu sein.
Gerade als wir hinüber zum Fernseher gehen wollten, um uns unsere Punkte anzuschauen tauchte Mags wieder auf.
Sie sah grauenvoll aus, machte einen vollkommen mitgenommenen Eindruck und ihre Gesichtszüge wirkten etwas verformt.
„Mags ...“, entfuhr es Finnick, welcher direkt auf die alte Frau zu eilte, sie bei der Hand griff und die Mentorin einfach kurz an sich drückte.
Kurz darauf half er ihr zum Sofa hinüber, wo sie sich vorsichtig nieder ließ.
Ihre Schritte wirkten alles andere als sicher und ich fragte mich ernsthaft, was geschehen war.
Sie lächelte nicht, sagte nichts und wirkte auch sonst nicht die zu sein, die sie bei unserer Begrüßung vor wenigen Tagen noch gewesen war.
Bevor ich dementsprechend aber auch nur eine Frage hatte stellen können sprang der Fernseher an und Claudius Templesmith begrüßte uns zur Punktevergabe der diesjährigen Hungerspiele.
Anspannung machte sich in mir breit, obgleich ich genau wusste eh nichts mehr ändern zu können.
Was auch immer ich an Punkten bekam, es war nicht mehr zu ändern.
12 Waren möglich, aber ich konnte mich nicht erinnern, dass diese je von einem Tribut erreicht worden seien.
Es wurden stets nacheinander ein Foto des Tributs und dann die Punkte angezeigt.
Juwel und Kyra schafften es jeweils auf herausragende 10 Punkte, Sunshine noch auf 9 und selbst Logan hatte 8 bekommen, die aber vermutlich an seinem Stolz kratzten, da er sich ja sonst so wichtig nahm.
Die Tribute aus Distrikt drei hatten 7 und 4 Punkte erhalten, was mir aber recht egal war.
In mir herrschte totales Chaos und das wurde auch nicht besser, als Frances bei seinen 9 Punkten erleichtert aufatmete.
Als nächstes waren meine dran und wie nicht anders zu erwarten war, hielten sie sich längst nicht so weit oben auf.
5 Punkte.
Frances fluchte und musste erst einmal auf und ab laufen, während ich mich mühte mich ganz klein zu machen.
Sechs oder sieben hätte ich auch nett gefunden, ging es mir nur durch den Kopf, aber anscheinend hatte ich die Spielmacher nicht sonderlich beeindrucken können.
Finnick rang sich zu einem aufmunternden Lächeln durch, verbot Holly mit einem finsteren Blick, den ich ihm nicht zugetraut hätte auch nur einen Mucks zu sagen und Mags tätschelte mir sacht meine Hand.
Meine Mentoren schienen Mitleid mit mir zu haben und das tat mehr weh als alle Beschimpfungen, die Frances sich gerade mühte herunter zu schlucken.
Er gab immerhin offen und ehrlich zu, dass ich meine Chancen zunehmend verspielt hatte, ihm nur eine Last war und eh nicht lange überleben würde.
Die Punkte für die anderen Tribute bekam ich überwiegend gar nicht mit.
Bloß bei Jill registrierte ich, dass sie mit 11 Punkten die Beste war, denn da hielten alle Anderen im Raum den Atem an.
Was sie wohl zu bieten gehabt hatte?
Doch sie konnte immerhin mit Waffen richtig umgehen und sich in eine Kampfsituation hinein steigern.
„Ich denke wir sollten nun alle schlafen gehen.“, riss mich Holly Heart aus den trüben Gedankengängen „Morgen ist viel zu tun und da sollten wir wohl alle ausgeschlafen sein.“
Einen Moment überlegte ich wovon sie redete, aber dann fiel mir ein, dass ja noch die Interviews mit Caesar Flickerman ausstanden.
Die hatte ich vollkommen verdrängt gehabt und gerade nachdem ich nur 5 Punkte erhalten hatte, wollte ich lieber direkt von jemandem erstochen werden, anstatt mich auch noch auf einer Bühne lächerlich zu machen.
Finnick wünschte uns eine gute Nacht, Mags nickte uns zu und so verschwanden Frances und ich zu den Schlafzimmern.
„Das hast du echt toll hinbekommen.“, knurrte er mich an „Bleibt nur zu hoffen, dass die Anderen dich trotzdem noch dabei haben wollen.“
„Ich schaff es auch ohne euch!“, gab ich bissig zurück ohne drüber nachzudenken und verschwand in meinem Schlafzimmer, wo ich mich direkt unter die Bettdecke verkroch und einfach nur sterben wollte.
Ein kleiner Herzinfarkt bei Nacht wäre doch sehr erstrebenswert.
Kommentar